Pfarrei Nossa Senhora de Lourdes -


 Fastenbrief 2008
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Pilão Arcado und Campo Alegre de Lourdes

Brief zur Fastenzeit 2008 

 

 Fastenzeit 2008

 

Liebe Freunde unserer Mission,

Wir Missionare erinnern uns gern an unsere Heimat, z.B. wie wir daheim Ostern gefeiert haben. In den Kartagen zogen wir mit unseren Ratschen mehrmals am Tag durchs Dorf. Am Karsamstag fühlten wir uns als Ministranten für das Osterfeuer verantwortlich. Manchmal schimpfte unser Pfarrer, weil die Flammen unseres Osterfeuers zu mächtig in den Himmel schlugen – so meinte es wenigstens unser Herr Pfarrer.

Nun schicken wir uns an, als Missionare Ostern zu feiern. Als wir noch Kinder waren, beeindruckten uns die Ostersymbole. Jetzt, im Armenhaus Brasiliens, bestimmt die Osterbotschaft unser Leben: Christ ist erstanden aus Leid und Tod. Er, der Auferstandene ermutigt jeden von uns, in unserer gewalttätigen Welt, Wege zu suchen zu mehr Gerechtigkeit und Frieden. Auf unseren Missionswegen erleben wir nicht nur Auferstehung, oft auch den Karfreitag. So wollen wir wieder von unseren Wegen in unserer Mission ein wenig erzählen:

Rio São Francisco ist bedroht

Unsere Bevölkerung macht sich große Sorgen um das Schicksal des São Francisco, der den Stausee von Sobradinho (7 ½ so groß wie der Bodensee) speist. Pilão und Campo Alegre leben vom Wasser dieses Flusses. Die Regierung plant nun, das Wasser des São Francisco in 4 andere Bundesländer abzuleiten, um neue Industrien entstehen zu lassen, große Plantagen anzulegen, die Südfrüchte für den Export produzieren. Ebenso sollen auch Krabben für den Export gezüchtet werden. Geplant ist ein 700 km langes Kanalsystem – Kosten: 2,2 Milliarden € - Man gibt vor, mit diesem Projekt für 12 Millionen Menschen Arbeitsplätze zu schaffen. Jedoch die wahren Nutznießer sind Großkonzerne! Die kleinen Leute müssten für einen Hungerlohn unter unmenschlichen Bedingungen in der Industrie und auf den Plantagen arbeiten. Sollte dieses Projekt realisiert werden, so müsste, nach Meinung von Fachleuten, die Region um den Stausee veröden und allmählich zur Wüste werden. Sie können sich denken, wir alle sind verunsichert. Im Nordosten geht die Angst um. Unser Nachbarbischof Dom Luis Cappio OFM ist deswegen in einen Hungerstreik eingetreten. Beinahe wäre er gestorben. Sein Hungerstreik hat große Wellen geschlagen. Viele kirchliche und zivile Gruppen im Nordosten Brasiliens haben sich dem Protest von Dom Luis Cappio angeschlossen. Kirchengemeinden und Diözesen veranstalteten Wallfahrten, um die Gefahren für Umwelt und Mensch zu thematisieren und die Angst in den Himmel zu schreien. Wir hoffen, dass die Pläne der Regierung nicht verwirklicht werden.

[Stichwortsuche bei Jornal do Brasil (portug.)]

Direkte Folgen des Klimawandels

Sorgen bereitet uns auch der Klimawandel, den wir schmerzlich zu spüren bekommen. Sowohl in Pilão als auch in Campo Alegre gibt es Regionen, in denen es auch in dieser Regenzeit fast nicht geregnet hat. Die Tankwagen müssen immer noch Wasser in die Dörfer bringen. Ein Landarbeiter aus dem Landesinnern klagte mir in Pilão: „Wir mussten vergangenes Jahr uns durchhungern, weil die Ernte verdorrte. Mit großer Hoffnung erwarteten wir die Regenzeit, aber die Niederschläge waren unzureichend. Heuer scheint uns der Hunger erneut zu bedrängen. Meine armen Kinder! Ich weiß nicht, wie es weiter gehen soll!“ Auch in Campo Alegre sind solche Klagen zu hören. Wenn Familien derart in Not geraten, helfen wir mit Essenspaketen. Aber mit Essenspaketen verschaffen wir den Familien keine Existenzgrundlage. Die Folge: Die jungen Leute fliehen in großer Zahl in die Städte des Südens: Brasilia, São Paulo usw. Zurück bleiben die Alten. Mit unseren Projekten versuchen wir der Landflucht entgegen zu wirken. Aber unsere Kräfte sind begrenzt.

Indirekte Folge des Klimawandels - Kriminalität

Der Ernteausfall durch den Klimawandel beschert uns noch andere Probleme: Fehlende Ernteerträge zwingen die Menschen dazu, ihren Lebensunterhalt anderweitig zu beschaffen: Drogen! Im Weihnachtsbrief berichteten wir bereits. Mit den Drogen kommt die Kriminalität. Ein kirchlicher Mitarbeiter mit seinem Team wurde unlängst im Landesinnern von Pilão Arcado überfallen und ausgeraubt. Wir Missionare fragen uns, ob wir auch einmal dran glauben müssen.

Neulich übernachtete ich - P. Wilhelm - im Landesinnern. In der 2. Nachthälfte wurde ich mit großem Geschrei unsanft geweckt: „Padre es hat eine Messerstecherei gegeben, komm!” Wenn ich ins Landesinnere fahre, führe ich immer meinen Arztkoffer mit mir. So konnte ich die Verletzten versorgen und das Schlimmste verhüten. Drogen und Gewalt, sind Signale, dass unsere Armen unter dem Existenzminimum leben müssen.

Leben im Sertão

Wie schwierig gestaltet sich doch manchmal unser Leben! In den vergangenen Tagen feierten wir in Campo Alegre unser Patrozinium, das Ereignis des Jahres! Das Fest dauert elf Tage. Der Bischof aus der Nachbardiözese hatte sich angesagt, außerdem zahlreiche Geistliche und Gäste. Das Volk strömt zum Patrozinium in großen Scharen zu mehreren tausend herbei. Leider gibt es nach Campo Alegre keine Busverbindung. Darum sind unsere Autos voll im Einsatz. Nun passierte folgendes: Unser Chauffeur fuhr mit unserm Jeep nach Remanso, 100 km von Campo Alegre entfernt. Dort angekommen, drehten sich die Hinterräder nicht mehr. Das Differential war kaputt. Unser Chauffeur wandte sich an den nächsten Abschleppdienst in Juazeiro, 200 km entfernt. Der Abschleppwagen machte sich auf den Weg. Aber wegen der schlechten Straßen blieb auch er mit einer Panne auf der Strecke. Nach einer zeitraubenden Reparatur konnte unser Jeep mit dem Abschleppwagen nach Juazeiro gebracht werden. Ankunft in Juazeiro: Mitten in der Nacht. Nur, nachts sind alle Werkstätten geschlossen. Erst in der Früh konnte unser Chauffeur den Jeep in eine Werkstatt bringen. Dort jedoch gab es keine Ersatzteile. Der Chauffeur versuchte auf den verschiedenen Schrottplätzen die entsprechenden Ersatzteile aufzuspüren, aber vergeblich. Der Mechaniker in der Werkstatt meinte, die benötigten Ersatzteile werden wir frühestens in einer Woche erhalten. Wir waren gezwungen, uns nach einem Ersatzfahrzeug umzuschauen. Das kostete viel Zeit. Bei uns fehlt halt eine wohlorganisierte Infrastruktur, wie wir sie von Deutschland her kennen. Aber Humor ist, wenn man trotzdem lacht!

Zisternenprojekt - Hüttenbauprojekt

Während der Dürreperiode des letzten Jahres erwiesen sich die Zisternen als lebensnotwendig. Darum gilt es, unser Zisternenprojekt konsequent weiterzuführen. Aber was demnächst auch auf uns zukommt, ist die Sanierung der Hütten. Eine ganze Reihe von Hütten mussten wir bereits im Rahmen des Zisternenprojekts sanieren. Wenn wir Zisternen planten, stellten wir fest: Die Dächer sind oft zu klein und sehr schadhaft. Sie spenden nicht genug Wasser für die Zisternen. Manche Hütten sind so baufällig, dass Einsturzgefahr besteht. Da hilft nur ein Neubau. Ohne eine entsprechende Baumaßnahme kann man keine Zisterne bauen. In den allermeisten Hütten gibt es keine Toiletten. Die Familien verrichten ihre Notdurft im Freien, ein untragbarer Zustand. Aus vielen Gründen ist es geboten, die Wohnverhältnisse zu verbessern. Wir dürfen jedoch nicht nach dem Gießkannenprinzip vorgehen. Es muss ein Hüttenprojekt ins Leben gerufen werden. Wenn wir möglicherweise in 1 oder 2 Jahren oder auch früher das Zisternenprojekt abschließen, gedenken wir das Hüttenbauprojekt aufzugreifen, damit unsere Armen einigermaßen menschenwürdig wohnen können.

Gemeinschaftsgefühl und Verantwortung lernen

Was uns Hoffnung macht, das sind die Menschen. Wir haben bei jedem Projekt stets eine Eigenleistung verlangt. Im Mitmachen entdeckte so mancher seine Gaben und Fähigkeiten. Wer z.B. eine Zisterne erhielt, stellte sein erworbenes Know how beim Zisternenbau des Nachbarn zur Verfügung. So wurde auch das Gemeinschaftsgefühl gestärkt, auch im religiösen Bereich. Mancher lernte in seiner Gemeinde Verantwortung zu übernehmen, z.B. beim Gottesdienst, oder ehrenamtlich im Dienst unserer Kinder und Jugend. So spüren wir bei all unseren Schwierigkeiten, Ostern, Auferstehung ist nicht nur ein Datum, sondern Gegenwart. Der Gekreuzigte und Auferstandene geht unsere Wege mit uns.

Wir Missionare möchten Ihnen danken für Ihre Begleitung auf unseren Karfreitags- und Osterwegen.

Wir wünschen Ihnen die Kraft und den Segen des auferstandenen Herrn. Ihnen allen ein frohes Osterfest.

Herzliche Grüsse

Pe. Georg Wilhelm Mayer 
Pe. Bernhard Hanke


Unser Konto: MISSIONSHILFE BRASILIEN E. V.
SPARKASSE NEUMARKT
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ANSCHRIFT: EBERHARD UND THEA SCHMID
KARLSBADERSTR.12
92318 NEUMARKT/ OPF.


 


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Letzte Änderung: 14.03.2008