Fastenbrief 2003 | |||||||||||||||||
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Pilão Arcado und Campo Alegre de Lourdes In der Fastenzeit 2003Liebe Freunde in der Heimat!Die Zeit verrinnt wie der Schnee in der Sonne. In der Fastenzeit, die hier im Nordosten sehr intensiv gelebt und gefeiert wird, senden wir beide un unsere Gemeinden einen ganz frohen und dankbaren Gruß, einen Ostergruß an Euch alle. Wir bedanken uns für alle Freundschaft und Hilfe und wünschen Euch viel Kraft und Freude im Dienst am Menschen, der immer auf eine Auferstehung wartet. Bernhard und ich (Wilhelm) bringen Euch Grüße voll Dankbarkeit aus unseren Gemeinden. Leider hat es in einigen Regionen der Pfarrei Pilão Arcado sehr wenig oder fast garnicht geregnet. Die Ernte ist somit zum großen Teil oft sehr spärlich ausgefallen. Für diese Familien und Gemeinden bleibt oft nur der Ausweg in die Stadt zu ziehen, um dort das Überleben zu sichern. Die neue Regierung hat ein Programm gegen das Elend und den Hunger ausgerufen, das auch in einigen Regionen schon eingeführt ist. Es hat den Namen "Fome zero" erhalten, der Hunger soll auf die Null-Quote gebracht werden. In dieser Situation kommen fast täglich Leute, um Arbeit oder Lebensmittel bei mir (Wilhelm) zu erbitten. In Campo Alegre de Lourdes hatten wir mehr Glück mit dem Regen und die Ernte ist heuer deshalb besser ausgefallen als in den meisten Nachbarlandkreisen. Ein Mann sagte mir (Bernhard): "Die Saatgutaktion der Pfarrei war für uns eine große Hilfe und unsere Rettung. Wir konnten den ersten Regen nutzen und pflanzen, weil wir Saatgut hatten. Als es dann heiß und trocken wurde, waren unsere Pflanzen groß genug, um diese Periode bis zum nächsten Regen zu überstehen und wir haben jetzt Bohnen und sind viel besser dran als letztes Jahr." Allerdings gibt es auch in Campo Alegre de Lourdes einige Gemeinden, in denen der Regen - meist fällt er nur strichweise und nicht in der ganzen Region - schwach war und die Ernte dadurch gering ausfiel. Ich, Wilhelm, erinnere mich an eine Familie mit fünf Kindern, die aus der Gemeinde Barreirinho, im abgelegenen Inland kamen. Hier in der Stadt Pilão Arcado wohnten sie eine zeitlang unter einem Baum, bis sie eine Hütte fanden, der Säugling der Familie war völlig unterernährt. Die Frauen der Kinderpastoral setzten sich sehr für die Familie ein und konnten doch manche Not lindern. Gerade eben in diesem Dorf, wo die Familie herkam, hat es nicht geregnet, der Brunnen war fast ausgetrocknet und in den Zisternen war nur noch ein paar Tropfen Wasser. So war für die Familie der einzige Ausweg, in die Stadt zu ziehen. Im Januar zeigte mir (Bernhard) ein Mann seine Zisterne, die mit dem Projekt unserer Pfarrei gebaut worden war - in seiner Region hatte es damals noch wenig geregnet. Er sagte: "Obwohl unsere Wasserstellen nur wenig Wasser haben, brauche ich keine Sorgen wegen Trinkwasser zu haben, weil ich jetzt meine Zisterne habe. Denn bei meiner Zisterne versickert das Regenwasser nicht im trockenen Boden, wie bei den Wasserstellen, sondern fließt direkt vom Dach in die Zisterne." Cristiane, die Mutter einer armen Familie am Stadtrand von Campo Alegre de Lourdes, erklärte: "Meine Zisterne mit dem Wasser ist alles für mich in meinem Leben, denn meine Kinder werden jetzt nicht mehr wegen des schlechten Wassers krank." Immer wieder danken unsere armen Familien für die wertvolle Hilfe aus Deutschland für den Bau von Zisternen. Obwohl in den letzten Jahren schon viele Zisternen in Campo Alegre de Lourdes gebaut wurden, gibt es noch immer fast zweitausend Familien, die noch eine Zisterne brauchen. Immer wieder kommen Leute zu uns ins Pfarrhaus und fragen, ob wir heuer wieder Zisternen bauen werden und bitten, ihre Gemeinde und ihre Familien beim Zisternenbau ja nicht zu vergessen. In Salinas, einem Dorf im Landkreis Pilão Arcado, mit 150 Familien, an einem Stauseearm gelegen, ohne Straße, nur auf dem Schiffsweg erreichbar, haben 40 Familien die eben keine Land-Dokumente besitzen, sich zu einer Genossenschaft vereinigt, um ihre Landstücke offiziell im Grundbuch eintragen zu lassen. Kürzlich kam ein gewiefter Geschäftsmann aus der benachbarten Stadt Xique-Xique und will auf unfaire Weise die Leute einschüchtern und sogar handgreiflich bedrohen. Doch sie halten bis jetzt fest an ihrem Recht. Das Landrecht garantiert legalen Genossenschaften unentgeltlich die Landstücke zu registrieren, aber korrupte Leute, die oft an die Kommunalpolitiker gebunden sind, versuchen, das zu verhindern. Unlängst wartete an der [kommunalen] Krankenstation in Pilão Arcado eine Frau aus dem Inland, um eine Sprechstunde beim Arzt zu bekommen. Als sie um 4 Uhr morgens ankam, standen schon über 60 Personen vor ihr in der Schlange. Pro Tag haben 25 Personen Recht auf unentgeltliche Behandlung, die nachfolgenden müssen bezahlen. Nach 9 Uhr morgens war die Frau noch nicht behandelt worden. Sie wurde ohnmächtig, fiel um und schlug sich den Kopf am Randstein auf. Da in der Krankenstation Verbandsstoff fehlte, brachte man sie zur Gesundheitsstation der Pfarrei, wo die Wunde vernäht wurde und die bekam die nötigen Medikamente. Aus der Region Campo Alegre und Pilão Arcado haben sich mehrere Frauengruppen zusammengeschlossen, um Früchte, die es auch in einer knappen Regenzeit gibt, zu verwerten. Die Kenntnisse dazu wurden ihnen von einer nicht-staatlichen Organisation vermittelt. Aus der köstlichen Mangofrucht, aus der Umbú-Frucht (die dem Geschmack der Stachelbeere gleichkommt), aus der Cajú-Frucht kann man Marmelade, Gelee und Fruchtsaft gewinnen. An anderen Orten der beiden Pfarreien versuchen Gruppen Hühnerzucht zu betreiben. Wir denken, dass das kleine Schritte zur Selbständigkeit sind. Am Stadtrand von Campo Alegre von Campo Alegre de Lourdes wollen wir auch heuer wieder mit der Pastoral da Criança (Kinderseelsorge) das Projekt, Hütten und Häuser armer Familien auszubessern, zu vergrößern oder zu bauen, weiterführen. Die armen Familien mit ihrem Eigenanteil, die Verwandten, die Freunde und Nachbarn, die im gleichen Viertel wohnen, Maurer, die freiwillig und kostenlos arbeiten, die Pfarrgemeinde und die Pfarrei, die Kinderseelsorge, die das Projekt organisiert und begleitet, alle helfen in Gemeinschaftsarbeit mit Arbeit, Baumaterial und finanziellen Mitteln zusammen. Einige Familien versicherten mir (Bernhard), dass sie es nur mit ihrer eigenen Kraft wegen der Armut, der Arbeitslosigkeit und der vielen Kinder nie geschafft hätten, ihr Haus herzurichten und menschenwürdiger zu leben. Hier nur ein paar Worte unserer Armen über dieses
Projekt:
Bei den Gottesdiensten versuchen wir aufzuzeigen, dass
die Familien in einem festen Band vereint zusammenstehen sollen. Der sonntägliche
Gottesdienst ohne Priester, das gemeinsame Gebet, die Glaubensunterweisung
der Jugendlichen, der Religionsunterricht für die Kinder, sind die
Grundmauern einer Gemeinde, die um ein menschenwürdiges Überleben
kämpft. Eine Gemeinde, die an eine Änderung glaubt in einer so
ungleichen Welt.
Mit der neuen Regierung Brasiliens, in der viele gute Leute berufen wurden, Ordensleute, praktizierende Christen, aus den Basisgemeinden kommend, können wir gemeinsam hoffen. Für Euch und Eure Angehörigen, einen frohen, dankbaren Ostergruß, Gottes Gnaden und Segen! Vergelt's Gott für alles! Eure Freunde: Pe. Wilhelm Pe. Bernhard
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