Weihnachtsbrief 2003 | ||||||||||||||||||||
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Pilão Arcado und Campo Alegre de Lourdes In der Weihnachtszeit 2003
Einen lieben Gruß im Advent von uns hier im heissen Nordosten Brasiliens. In Kürze feiern wir wieder Weihnachten, ein Licht in der Finsternis, das uns aufleuchtet, die Geburt Jesu! Mit großer Freude wünschen wir Euch frohe Weihnachten und bedanken uns recht herzlich bei Euch allen für all die Hilfe, die Solidarität mit uns und den notleidenden Menschen, denen Ihr Freunde geworden seid. Die Jahre gehen schnell vorbei, sind es nun schon gut 25 Jahre die Ihr uns und die Menschen hier mit tätiger Liebe begleitet . Hier im Nordosten Brasiliens ist vieles im Wandel, viel Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Man bemerkt wie sich die neue Regierung für mehr Gerechtigkeit und Solidarität für die arme Schicht einsetzt. Es besteht eine große Besorgnis die sozialen Schwierigkeiten in den Griff zu bekommen durch Selbsthilfe-Programme, wie zum Beispiel das Programm Null Hunger (Fome Zero), dazu ist auch die Bevölkerung aufgerufen mitzuarbeiten. Natürlich ist es ein langer Weg, die Not kann nicht von heute auf morgen ausgelöscht werden, doch bestehen ehrliche Bemühungen. Weiterhin gibt es noch Hunger und Durst, Mißernten wegen des fehlenden Regens bringen die Familien in schwierige Situationen. Immer noch verlassen Familien aus dem Inland Haus und Hof, in der Hoffnung in kleineren oder größeren Städten bessere Möglichkeiten des Überlebens zu finden, sei es Campo Alegre, Pilao Arcado, oder gar in Brasilia, oder Sao Paulo. Oftmals werden sie angelockt von korrupten Politikern, die ihnen Arbeitsstellen versprechen und dann dieses Versprechen nicht erfüllen. Und wenn sie dann schon Haus und Hof verkauft haben, dann gibt es oft kein Zurück mehr.Viele versuchen als Straßenkehrer oder Tagelöhner ihr Glück. Traurig ist , daß viele Jugendlichen in die Drogenwelt und Kriminalität fallen. Leider sehr häufig auch in Campo Alegre und Pilao Arcado anzutreffen. In der Verzweiflung sehen viele als einzigen Ausweg zum überleben Arbeit zu suchen auf den Feldern wo Rauschgift angebaut wird. Und wer einmal in diesen Zirkel fällt, hat es schwer wieder auszusteigen. Fast täglich kommen Leute ins Pfarrhaus und bitten um Lebensmittel. Kurz vor der Abendmesse kam eine Frau mit 3 Kindern , sie bat um Reis und Bohnen. Ich war schon ungehalten, sagte Ihr sie solle ein wenig warten. Doch als ich von der Kirche zurückkam, war die Frau nicht mehr da. Ich stürzte mich in Gewissensbisse, wenn man einen vollen Magen hat, kann man leicht so handeln und urteilen. Wie schon zuvor gesagt, es liegt noch vieles im Argen, doch es werden Veränderungen kommen, das ist uns sicher. Um Mißwirtschaft, Korruption und soziale Ungleichheiten auszumerzen braucht es viel Geduld. Deshalb ist es wichtig , daß wir Glauben haben. Als Kirche, Missionare, Freunde und Gemeinde sollen wir gemeinsam Zeichen sein und Zeichen setzen. Miteinander unterwegs sein und Lösungen für alle zu finden. In unseren beiden Pfarreien konnten wir auch
in diesem
Jahr wieder mit Eurer Hilfe den Bau von Regenwasser-Zisternen
weiterführen.
Mit Eurer Mitarbeit und Eigenleistung gelingt es den Familien auf
verhältnismäßig
günstige Weise zu gutem Trinkwasser zu kommen. Eine
Sozialarbeiterin
aus Sao Paulo, die den Nordosten sehr gut kennt, war erstaunt von der
Qualität
des Trinkwassers. Und sie sagte, daß eben die Zisternen
eine
soziale Revolution im guten Sinne verursachen. Die Frauen haben das
Wasser
beim Haus, das lästige Wasser-Tragen vermindert sich, die
Familien
hängen nicht mehr von der Gunst der Politiker ab, die mit dem
Wasser
die Menschen abhängig halten wollen. Durchfall und Wurmkrankheiten
sind seltener geworden, die Kleinkinder-Sterblichkeit hat rapide
abgenommen.
Ihr lieben Freunde habt sehr stark beigetragen zu dieser Revolution der
guten Taten. Es lohnt sich, für so etwas sich zu engagieren. Meine
Zisterne ist meine beste Freundin sagte eine Mutter; und eine junge
Frau
sagte lachend und scherzend zu ihrem zukünftigen Mann, ich heirate
Dich nur, wenn Du für uns eine Zisterne baust. Wir sind stolz,
daß
unsere Diözese und Pfarreien bahnbrechend an dieser landesweiten
Bewegung
beteiligt sind. Der Kampf um die Gesundheit:Täglich ab vier Uhr morgens bildet sich vor der staatlichen Krankenstation eine lange Schlange um sich eine Behandlung zu sichern, auf die man dann oft stundenlang warten muß.Unlängst kam ein Fischer zur Krankenstation der Pfarrei, seit 2 Tagen hatte er den Stachel eines Sägefisches im Fuß, der schon sehr stark angeschwollen war. Mitten in der Nacht behandelten wir den Mann und konnten dann auch mit örtlicher Betäubung den Stachel entfernen. Wir erklärten seiner Frau die Nachbehandlung und gaben ihr die nötigen Medikamente mit. Beim Weggehen sagte er mit frohem Lachen: jetzt bin ich schon halb gesund und versprach uns als Entgelt einen Fisch zu bringen. In unseren beiden Pfarreien werden hunderte von Kleinkindern von den Helfern der Kranken- und Kinderpastoral besucht und betreut, in alternativer Ernährung und Krankheitsverhütung beraten. über 50 verschiedene Naturheilmittel aus Baumrinden, Wurzeln und Pflanzen werden von der Frauengruppe hergestellt. Wir ermutigen die Leute von den oft sehr starken chemischen Medikamenten Abstand zu nehmen . Hilfe zur Selbsthilfe: SaatgutWenn wir die Unterstützung der Pfarrer und ihrer Freunde nicht hätten, wer würde uns helfen wenn das Saatgut knapp wird. Jahrelange Orientierungsarbeit hat den Bauern in vielen Orten unserer Pfarreien geholfen Saatgut zu speichern, richtig zu lagern, richtig einzuteilen und so in der Saatzeit die Felder bebauen zu können. Natürlich müssen wir hie und da immer noch mithelfen, wenn zu wenig Saatgut vorhanden ist. Wichtig ist es mit den Bauern einen Weg aufzutun und das ist in der Pfarrei Campo Alegre größtenteils sehr gut gelungen.Zukunftspläne:Fabrikation von Kraftfutter:Wir haben auch vor, mit den organisierten Gemeinden die Fabrikation von Kraftfutter einzuführen, das aus der Mandiokwurzel hergestellt wird. Ein nahrhaftes Futtermittel für die Aufzucht der Kleinviehherden und die Bauern können auch auf dem Markt diese Ware verkaufen. Die Produktionskosten sind preisgünstig, man braucht dazu eine Schneidemaschine, die von einem Motor angetrieben wird, um die Mandiokwurzeln zu zerkleinern. Auf einer größeren zementierten Fläche wird die zerkleinerte Mandiok dann zum Trocknen ausgelegt. Ein einfacher Prozeß, Sonne gibt es immer, das hat mich so erinnert wie man früher das Heu trocknete. Wir hoffen so, daß dies für die Familien eine neue Einnahmequelle werden kann und somit viele Abstand nehmen Haus und Hof zu verlassen.Frauen helfen sich selbst:In einigen Gemeinden unserer beiden Pfarreien schlossen sich Frauengruppen zusammen um Hühner zu züchten, als Einnahmequelle für ihren Haushalt. In Gruppen zu 15 bis 20 Frauen wird ein Grundstück eingezäunt und darauf ein Hühnerstall gebaut. Die Frauen werden von Fachleuten beraten und begleitet. Die beteiligten Gruppen kauften 300 Küken, die jetzt schon zu Junghühnern aufgewachsen sind. Die Eier-Produktion wollen sie auf den umliegenden Märkten verkaufen.Kindertagesstätte:Im Kinderhort der Pfarrei Pilao Arcado werden 250 Kinder betreut, von 14 Erzieherinnen, die von einer Sozialpädagogin und einem Psychologen orientiert werden. Die Mehrheit der Kinder stammt von alleinerziehenden Müttern und sozial schwachen Familien. Seit neuestem bekommen wir für die Ernährung einen staatlichen Zuschuß für eine Voll- und zwei Zwischenmahlzeiten. Die neue Regierung Brasiliens ist für diese Dinge sehr sensibel. Ein Lichtblick für uns!Liebe Freunde! Ihr geht mit uns durch Dick und Dünn! Aushalten, Zeichen setzen, da sein, nicht aufgeben, es lohnt sich! Wir dürfen die verzweifelten Mütter nicht vergessen, die Väter, die nicht wissen wie sie morgen ihre Familie ernähren sollen. Wir sollen Kindern und Jugendlichen eine Hilfe auf ihrem Weg sein. Wir sagen Euch zu diesem Weihnachtsfest ein ganz herzliches Vergelts-Gott, ein großes Dankeschön, anstelle der immer noch notleidenden Menschen, die aber die Hoffnung nicht verlieren, für die Ihr Licht in der Dunkelheit seid! Eine gnadenreiche Weihnacht und ein
glückliches Neues
Jahr wünschen wir Euch allen: Eure Freunde: |