WORTE vom 11.-17. Juli 2004

 

ausgewählt von Altfried G. Rempe, Trier, Katholische Kirche

 

 

Sonntag, 11. Juli 2004

Kraut aus dem Lande Un

Wohl dem, der das seltene Kraut aus dem Lande Un besitzt.
Wohl dem, der um seinen Un-Besitz weiß; um den Besitz der nicht leicht fällt. Um das seltsame Kraut aus dem lande Un.
Es ist nicht käuflich, es ist nicht zu erflehen.
Eines Tages fällt es vom Himmel einfach so.
Es wächst, es gedeiht über Nacht.
Man bedankt sich nicht einmal.
Man will es nicht einmal.
Man reißt es aus und schmeißt es weg und sehnt sich dann ein Leben lang nach dem heiligen Kraut aus dem Lande Un.

Esther Thormann-Wirz: heiliges un-kraut!; (zit nach Kurt Marti, Stimmen vor Tag. Gedichte aus diesem (20.) Jahrhundert. Gesammelt in biblischer Sicht, München/Hamburg 1965, S. 12)

 

Montag, 12. Juli 2004

Geiz ist gottlos

Ist Geiz wirklich geil? ... Nein. Geizhälse stoßen ab. Wer nichts abgibt, bekommt nichts zurück. Wer ist schon gern mit einem Geizkragen befreundet? Geizige Menschen sind oft... nicht nur mit ihrem Geld knauserig, sondern auch mit ihrer Zeit und mit ihrer Liebe. Bloß alles für sich behalten: Geiz und Gier sind Partner. Geizkrägen sind egozentrisch, auf sich und ihr eigenes kleines Wohlergehen fixiert. Geiz schließt die Sorge um andere aus, stellt die eigene Person in das Zentrum ihres Interesses und Handelns. Geiz ist ... ganz und gar nicht geil. Geiz schreckt ab, schottet ab, stößt ab. Wer anderen etwas gibt, ist weltoffen und weitblickend. Denn wir leben alle auf dem selben Planeten.

Geiz ist gottlos – aus der gleichnamigen Kampagne von ADVENIAT (www.geizistgottlos.de)

 

Dienstag, 13. Juli 2004

Last oder Bruder?

Auf einem steilen felsigen Pfad begegnete mir ein junges Mädchen, das seinen kleinen Bruder auf dem Rücken trug. "Mein Kind," rief ich aus, "du trägst aber eine schwere Last!" Sie schaute mich an und sagte: "Das ist keine Last, das ist mein Bruder." Sprachlos blieb ich stehen. Das Wort dieses Kindes hat sich tief in mein Herz eingegraben.
Und wenn die Last der Menschen mich niederdrückt, so dass ich fast den Mut verliere, dann kommt mir das Wort des Mädchens in den Sinn: "Dies ist keine Last, die du da trägst, es ist dein Bruder!"

Marc Sevin, Ein Gleichnis aus Afrika; aus: Krankengebete, hrsg. von missio, Aachen, hier zit nach PAULINUS, Wochenzeitung im Bistum Trier 4.7.2004

 

Mittwoch, 14. Juli 2004

Keine guten Manieren

Eines Tages bekamen wir eine neue Lehrerin, eine weiße Amerikanerin. Sie war sehr freundlich, aber sie hatte keine guten Manieren. Sie schrieb Rechenaufgaben an die Tafel, zehn Aufgaben. Dann stellte sie zehn Kinder vor die Tafel. Jedes sollte seine Aufgabe ausrechnen. "Wer zuerst fertig ist, dreht sich um", sagte sie. Aber wir warteten ab, bis alle die Aufgaben gelöst hatten, und dann drehten wir uns gemeinsam um.

Manieren – ein Indianermädchen berichtet aus der Schule; in: Zusammen wachsen, Neukircher Verlag, 1999, S. 28

 

Donnerstag, 15. Juli 2004

Ob Gott anderes plant...

Meine Freunde nennen mich Smiley, denn sie haben mich noch nie traurig oder wütend erlebt. Nach außen lächle ich, denn ich kann nicht immer zeigen, wie es in mir aussieht. Ich hätte so gern eine eigene Familie. Was Aids wirklich bedeutet, habe ich erst verstanden, als meine beste Freundin daran starb. Da wusste ich: okay, es ist wahr. Ständig ist mir bewusst, dass auch meine Zeit begrenzt ist. Wie soll ich meine Zukunft planen und wovon soll ich träumen? Aber vielleicht hat Gott einen anderen Plan für mein Leben.

Zanele, 17 Jahre alt, aus Durban, Südafrika – nach einer Vergewaltigung HIV-positiv; (zit. aus 3Sat-online – zur Sendung "Sie nennen mich Smiley" - http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/specials/51960/index.html)

 

Freitag, 16. Juli 2004

Das Morgengebet

Danke, Herr, für den heutigen Tag. Ich bitte dich, dass du für meine Eltern, meine Schwester und die anderen in der Familie sorgst. Ich danke dir, Herr, dafür, dass es hell wird, dass ich lebe; ich danke dir für die Luft, für das Wasser, für den Regen, für die Sonne, für die Tiere und Pflanzen. Ich danke dir auch für das Essen, dafür, dass ich gehen, sprechen, hören und sehen kann. Ich danke dir für alles, was du mir gibst. Ich bitte dich, dass du für die kranken Kinder und Erwachsenen sorgst und sie heilst. Danke für die guten und für die schlechten Augenblicke, die du mir schenkst. Amen.

Morgengebet von Walter Josue Madrigal Brenes, 6 Jahre alt, Costa Rica; (aus: "...auf deinen Weg gewagt", Gebete aus Lateinamerika, ADVENIAT)

 

Samstag, 17. Juli 2004

Geiz ist gottlos

Wer geizt, gibt nichts. Wer nichts gibt, liebt nichts. Und was ohne Liebe ist, ist ohne Gott: lieblos ist gottlos. Und gottlos ist trostlos. Geben statt geizen, spenden statt knausern: Teilen ist angesagt.

Geiz ist gottlos – aus der gleichnamigen Kampagne von ADVENIAT (www.geizistgottlos.de)