WORTE vom 04.-10. Juli 2004

 

ausgewählt von Pfarrer Roland Spur, Esslingen, Evangelische Kirche

 

 

Sonntag, 04. Juli 2004

Schöpfer

Aus der Declaration of Independence, der Unabhängigkeitserklärung – der Geburtsurkunde der U.S.A. vom 4. Juli 1776

Folgende Wahrheiten erachten wir als selbstverständlich:
Dass alle Menschen gleich geschaffen sind.
Dass sie von ihrem Schöpfer mit gewissen unveräußerlichen Rechten ausgestattet sind.
Dass dazu Leben, Freiheit und das Streben nach Glück gehören.
Dass zur Sicherung dieser Rechte Regierungen unter den Menschen eingesetzt werden, die ihre rechtmäßige Macht aus der Zustimmung der Regierten herleiten.
Dass, wann immer irgendeine Regierungsform sich als diesen Zielen abträglich erweist, es Recht des Volkes ist, sie zu ändern oder abzuschaffen und eine neue Regierung einzusetzen.
»We consider the following truths to be self-evident: that all people are created equal, that they are endowed by their Creator with certain inalienable rights to which belong life, liberty and the pursuit of happiness; that for insuring these rights governments are installed among people which derive their lawful authority from the consent of the governed that, whenever any form of government proves to be harmful to these objectives, it is the right of the people to change it or to abolish it and install a new government, and to erect the latter according to such principles and to organize its powers in such a way as seems necessary for the preservation of the people's security and good fortune.«

 

Montag, 05. Juli 2004

Rettung

Eine Zeitungsnotiz
Nach einem Lottogewinn von 6,6 Millionen Euro will ein 45 Jahre alter Polier einer maroden Mönchengladbacher Bauunternehmung seine Firma retten.
Künftig wird er mit seinem Chef gemeinsame Sache machen, um die Arbeitsplätze seiner 15 Kollegen zu sichern. Die Kollegen sollen allerdings nicht erfahren, dass er zum Chef aufsteigt.
Mit dem Geld sollen Schulden getilgt und der Maschinen- und Fuhrpark modernisiert werden. Der 45-Jährige hatte im Mittwochslotto die richtigen Zahlen sowie die Superzahl getippt und sich am Donnerstag in der Lottozentrale gemeldet, nachdem er seine Zukunft zunächst mit seinem Chef besprochen hatte.
Aber auch einen persönlichen Wunsch will sich der Mann erfüllen: Zusammen mit seiner Ehefrau und den 14 und 18 Jahre alten Söhnen wird er zu den Olympischen Spielen nach Athen reisen.

(dpa, WestLotto, Die Welt, Samstag, 15. Mai 2004 )

 

Dienstag, 06. Juli 2004

Wissen

Manche Menschen wissen nicht, wie wichtig es ist, dass sie einfach da sind.
Manche Menschen wissen nicht, wie gut es ist, sie nur zu sehen.
Manche Menschen wissen nicht, wie tröstlich ihr gütiges Lächeln wirkt.
Manche Menschen wissen nicht, wie wohltuend ihre Nähe ist.
Manche Menschen wissen nicht, wie viel ärmer wir ohne sie wären.
Manche Menschen wissen nicht, dass sie ein Geschenk des Himmels sind.
Sie wüssten es, würden wir es Ihnen sagen.

Von Petrus Ceelen, AIDS-Seelsorger in Stuttgart

 

Mittwoch, 07. Juli 2004

Soldaten-Courage

Aussage des amerikanischen Unteroffiziers Samuel Provance in der Stuttgarter Zeitung vom 22. Juni 2004

»Die Misshandlungen in Abu Ghreib waren keine Einzelfälle. Das Ausziehen von Gefangenen, die Verwendung von Hunden – das war alles normal und vom Militärgeheimdienst so gewollt. Ich wusste schon nach ein paar Wochen in Abu Ghreib, dass es irgendwann eine Untersuchung geben musste.
Ich wusste aber nicht, dass ich der Einzige aus meinem Bataillon sein würde, der sagt, was passiert ist.
Und natürlich war mir auch nicht klar, dass meine Aussagen im direkten Gegensatz zu denen vom Präsidenten stehen würden.
Irgendwann wird man mich zum Schweigen bringen. Aber vorher will ich noch sagen, was ich weiß.«

 

Donnerstag, 08. Juli 2004

Ratschlag

»Passt euch nicht den Maßstäben dieser Welt an.
Lasst euch vielmehr von Gott umwandeln, damit euer ganzes Denken erneuert wird.
Dann könnt ihr prüfen und euch ein sicheres Urteil bilden, was dem Willen Gottes entspricht, und wisst in jedem einzelnen Fall, was gut und gottgefällig und vollkommen ist.
So weit es möglich ist und auf euch ankommt, lebt mit allen in Frieden. Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern überwinde es durch das Gute!«

Der Apostel Paulus in seinem Schreiben an die Römer (Römerbrief Kapitel 12, Verse, 18 und 21)

 

Freitag, 09. Juli 2004

Engel

Jeder von uns ist ein Engel mit nur einem Flügel und wir können nur fliegen wenn wir uns umarmen

Luciano De Crescenzo, italienischer Schriftsteller

 

Samstag, 10. Juli 2004

Mein Traum

Sibel Kekilli, Hauptdarstellerin des preisgekrönten Berlinale-Films »Gegen die Wand«, schreibt:

Mein Name Sibel kommt aus dem Türkischen und heißt auf Deutsch übersetzt »Regentropfen im freien Fall«.
Ich träume davon, unter Wasser leben zu können, dort atmen, klar sehen, riechen, hören, schmecken und fühlen zu können. Untertauchen. Mit dem Wasser eins sein.
Ich liebe das Bild von Haaren unter Wasser, schön wie eine Zeitlupe im Film. Ist es nicht faszinierend, wie der Mensch unter Wasser schwebt? Diese Leichtigkeit, diese Geschmeidigkeit. Das Wasser streichelt die Haut, sodass es aussieht, als hätten wir keine Knochen. Ich spüre mein eigenes Gewicht nicht mehr und kann Dinge tun, die mir draußen, an Land, unmöglich sind. Wir Menschen können nicht fliegen, deswegen träumen wir davon. Ich finde, unter Wasser kann man fliegen.

Sibel Kekilli, Mein Traum (Die Zeit, N° 26 vom 17. Juni 2004, Seite 66)