WORTE vom 14.-20. März 2004

 

ausgewählt von Pfarrer Roland Spur, Esslingen, Evangelische Kirche

 

 

Sonntag, 14. März 2004

Wohin soll’s gehen? Albert Einsteins 125. Geburtstag

Albert Einstein, er ist längst Professor für Physik in Princeton, ist eines Tages im US-Bundesstaat New Jersey im Zug unterwegs. Der Schaffner betritt den Wagon und ruft: "All the railway tickets, please!" Einstein beginnt sogleich, alle seine Taschen nach seiner Fahrkarte abzuklopfen. Vergeblich.
Schließlich reißt er seinen Koffer auf und durchwühlt auch diesen. Dabei landen Hemden, Krawatten, Socken und die ganze Wäsche schließlich auf dem Boden.
Der Schaffner nähert sich, erkennt den berühmten Fahrgast und sagt freundlich: "Aber Herr Professor, wenn Sie Ihr Billett verloren haben, das macht doch nichts. Sie lösen einfach eine neue. Ich bin sicher, die Universität Princeton wird die Kosten dafür übernehmen. Außerdem können Sie die alte als unbenutzt einreichen."
"Oh my dear conduktor", antwortet der Physiker, "mein lieber Fahrkartenschaffner, die Kosten sind mein kleinster Kummer. Weit mehr beschäftigt mich die Frage: Wohin soll eigentlich meine Reise geh’n?"

Eine Anekdote

 

Montag, 15. März 2004

Lebensfragen aus dem Talmud; - Woche der Brüderlichkeit 2004 -

Ur Woche der Brüderlichkeit 2004 ein Wort von Rabbi Hillel, einem älteren Zeitgenossen Jesu:
Bin ich nicht für mich – wer ist es dann?
Bin ich nur für mich – was bin ich dann?
Und wenn nicht jetzt – wann dann?

Aus dem Talmud, Sprüche der Väter 1,14 (Pirqe Avoth, 1, 14)

 

Dienstag, 16. März 2004

Klärung im Gebet

Guter Gott, vor Dich kommen wir mit all unseren Macken, unseren Kanten und Ecken. Mit den schlechten Gewohnheiten, den Tricks, sich durchzumogeln, den kleinen Methoden, sich selbst reinzulegen, aber auch mit unserer Verzagtheit.
Mit unserer Verzweiflung an uns »wieder nicht genug gelernt«, unserer hoffnungslosen Selbstüberforderung, weil wir meinen, perfekt sein zu müssen.
Als Menschen hast Du uns erschaffen, nicht als Maschinen des Wissens und der Erkenntnis, in Deinem Sohn hast Du uns frei gemacht, Du willst, dass unser Leben gelingt. Aber nur Du wirst es vollenden, am Ende unsrer Zeit, am Ende aller Zeiten in Deiner Ewigkeit. Amen.

Ilka Sobottke, Gebet in den Semesterferien. Gott in vielen Stimmen – Beten in Mannheim, Seite 29.

 

Mittwoch, 17. März 2004

Schöpfung

Im Anfang war das Tohuwabohu, und am Ende auch. Dazwischen schuf Gott den Menschen, wobei er den Aufwand gering zu halten versuchte. Statt sich etwas ganz Neues auszudenken, nahm er sich selbst zum Vorbild und er war zufrieden mit sich.
Der halbfertigen Tonskulptur ließ er eine kräftige Mund-zu-Nase-Beatmung angedeihen und stellte sie in einen Garten. Zum Schluss entnahm er dem Mann eine Rippe und gab ihm, was er zum Mehren brauchte, damit die anderen Tiere keinen Vorsprung bekämen.

Anne Weber: Im Anfang war, Frankfurt 2000, Suhrkamp Verlag, Seite 6 f.

 

Donnerstag, 18. März 2004

Was wäre wenn

Was wäre gewesen, wenn Eva nur ein wenig nachgedacht hätte, statt die Ratschläge des erstbesten Reptils zu befolgen. Wenn sie zuerst vom Baum des Lebens gegessen und dann vom Baum der Erkenntnis. Eva wäre unsterblich gewesen und, anstatt Adam als Sklavin zu dienen, hätte sie sein Göttin sein können. Die Chance ist verpasst. Denken wir nicht mehr daran.

Anne Weber: Im Anfang war, Frankfurt 2000, Suhrkamp Verlag, Seite 7 f.

 

Freitag, 19. März 2004

Klugheit des Glaubens

Mark Twain, der amerikanische Schriftsteller, wurde am Rande einer festlichen Einladung von einem hartnäckigen Journalisten regelrecht verfolgt. Er bohrte immer weiter und wollte Twains Meinung über das Paradies und die Hölle wissen. »Sie werden verstehen, mein lieber Joseph, dass ich mich zu diesem Thema hier nicht äußern möchte«, sagte er höflich, »ich habe in beiden Institutionen gute Freunde«.

Eine Anekdote

 

Samstag, 20. März 2004

Auslegung

Ein Pfarrer fährt an einem Sonntag mit seiner Kutsche über Land. Da geht ihm das Pferd durch, galoppiert los, und er landet im Straßengraben. Ein Bauer kommt dazu, zieht mit einiger Mühe den Wagen auf die Straße zurück und macht ihn wieder fahrbereit.
Als der Pfarrer sich bedankt und weiter will, sagt der Bauer: »Danken allein genügt nicht. Sie müssen mir auch die Absolution geben, weil ich mit dieser Arbeit den Sonntag entheiligt habe.«
»Ach was, das wird gar nicht nötig sein«, sagt der genervte Pfarrer darauf. »Unser Herr hat ja selbst gesagt: Wenn Dir ein Ochse oder Esel am Sabbat in die Grube fällt, so hole ihn wieder heraus.« »Richtig! Jetzt, wo Sie’s sagen! Versteh’ schon«, sagt der Bauer, »Hatte ganz übersehen, dass jemand im Wagen saß.«