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WORTE
vom 29.02.-06.03.2004
ausgewählt von Pfarrerin Ilka
Sobottke,
Mannheim, Evangelische Kirche
Sonntag, 29. Februar 2004
Eine Bärenfamilie in einem amerikanischen Nationalpark sah ein mit
acht Personen vollgestopftes Auto am Straßenrand halten. "Das ist
doch eine Barbarei und Quälerei", sagte der Bärenvater zu seinen
Kindern, "Menschen in einen so engen Käfig zu sperren."
Anonym
Montag, 01. März 2004
Das Fernsehen, mein lieber Daniel, ist ein Antichrist. Und ich sage
Ihnen, es werden drei oder vier Generationen genügen, bis die Leute nicht
einmal mehr selbständig furzen können und der Mensch in die Höhle, in
die mittelalterliche Barbarei zurückfällt, den schon die Nacktschnecke
in Pleistozän überwunden hatte. Diese Welt wird nicht von der Atombombe
zerstört werden, wie uns die Zeitungen weismachen wollen, sondern sie
wird sich totlachen, wird an Banalität zugrunde gehen, weil sie aus allem
einen Witz macht. Einen schlechten noch dazu......
Carlos Ruiz Záfon in seinem Roman "Der Schatten des Windes"
Dienstag, 02. März 2004
Fragen an Michail Gorbatschow auf einem roten Sofa:
Was macht für Sie das Leben lebenswert?
Sicher weiter zu entwickeln und etwas Bleibendes hinterlassen zu
können. Es ist nicht schön, so folgenlos wie eine Fruchtfliege zu
verenden. Fruchtfliegen haben ein furchtbar kurzes Leben. Wenn sie tot
sind, bleibt nichts von ihnen zurück. Wir Menschen hingegen können
versuchen, einen Teil von uns im Geist und in den Herzen der anderen
weiter leben zu lassen. Deshalb haben wir eine besonders große
Verantwortung. Nicht nur für uns allein, nicht nur für heute, sondern
auch für die Zukunft. Für unsere Kinder und Kindeskinder. Wenn du dich
nicht weiter entwickeln kannst, verliert das Leben seine Bedeutung. Und
wenn es keine Erinnerung an dich gibt, hast du nicht als Mensch gelebt.
Was ist ihr größter Wunsch?
Eine Antwort auf die Frage zu finden, warum wir auf der Welt sind.
Mittwoch, 03. März 2004
Fragen an Sir Egmund Sternberg, Geschäftsmann und Präsident der
Reformsynagoge Englands einen einem roten Sofa:
Was macht für Sie das Leben lebenswert?
Die Liebe. Sie hilft mir meiner Arbeit so nachzugehen, dass sich der
Tag nicht nach Arbeit anfühlt.
Was ist ihr größter Wunsch?
Dass zwischen den Völkern dieser Welt Frieden herrscht. Und dies wird
nur möglich sein, wenn die verschiedenen Religionen friedlich miteinander
umgehen.
Was war das Schlimmste, das Ihnen je passiert ist?
Die Zeit während des Krieges, als ich erfuhr, dass die Juden ermordet
werden und ich nichts dagegen tun kann.
Was war der größte Fehler, den Sie je begangen haben?
Ich hätte nicht Geschäftsmann werden sollen. Es wäre viel besser
gewesen, sofort damit zu beginnen, den Dialog zwischen den Religionen
voranzutreiben. Jetzt muss ich im hohen Alter versuchen, die versäumte
Zeit wieder aufzuholen.
Donnerstag, 04. März
2004
Fragen an den Generalintendanten Klaus Weise auf einem roten Sofa:
Was macht das Leben lebenswert?
Das Leben.
Was bedeutet Unglück für Sie?
Nach meinen Kindern zu sterben.
Was war Ihr bisher interessantestes Erlebnis?
Meine Geburt.
Was ist Ihr größter Wunsch?
Mich durch verschiedene Zeiten bewegen zu können.
Was bedeutet Arbeit für Sie?
Glück.
Was verstehen Sie unter Liebe?
Arbeit.
Welche Rolle spielt Kunst in Ihrem Leben?
Kunst bedeutet für mich, spielerisch das verloren gegangene Paradies
zurück zu gewinnen.
Freitag, 05. März 2004
Fragen an den Schauspieler und Autor Sir Peter Ustinov auf einem roten
Sofa:
Was erwarten Sie nach dem Tod?
Ich habe mich damit abgefunden, dass nach dem Tod nichts mehr folgt.
Die Leute haben mich gefragt, was ich gerne auf meinem Grabstein stehen
hätte und ich denke "bitte das Unkraut jäten" ist das Beste,
was mir dazu einfällt. Wenn es etwas nach dem Tod gibt, hoffe ich, dass
es angenehm ist. Ich hoffe, dass die Theorien einiger Religionen nicht
zutreffen, nach denen man - wenn man sich schlecht benommen hat - eine
Schnecke wird oder etwas mit noch geringerer Wahrnehmungsfähigkeit. Aber
wenn ich doch zu einer Schnecke werden wollte, wünsche ich mir, dass ich
schneller bin als jetzt.
Samstag, 06. März 2004
Der Arzt beugt sich über die leblose Gestalt im Bett. Denn richtet er
sich auf, wendet sich um und sagt: "Werte Frau, es tut mir leid, aber
ich muss Ihnen sagen, Ihr Mann lebt nicht mehr. Von der leblosen Gestalt
im Bett kommt ein schwacher Protest: "Doch, ich lebe noch".
"Halt den Mund", sagt die Frau, "der Arzt weiß das besser
als du."
Anthony de Mello
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