WORTE vom 22.-28.02.2004

 

ausgewählt von Dr.  Peter Kottlorz, Rottenburg, Katholische Kirche

 

 

Sonntag, 22. Februar 2004

Der Meister sagt: Viele Menschen haben Angst vorm Glücklichsein. Denn um glücklich zu sein müssten wir viel an uns und unseren Gewohnheiten aufgeben oder ändern. Häufig sträuben wir uns gegen die guten Dinge, die uns wiederfahren, halten uns ihrer für unwürdig. Wir nehmen sie nicht an, weil wir fürchten damit in Gottes Schuld zu stehen. Wir denken, es ist besser nicht vom Kelch der Freude zu trinken, weil wir leiden werden, wenn wir ihn einmal nicht mehr haben. Aus Angst an Größe zu verlieren, wachsen wir nicht, aus Angst davor zu weinen, hören wir auf zu lachen.“ 

„Macht Glück Angst?“ von Paulo Coelho

 

Montag, 23. Februar 2004

Zum Rosenmontag ein geistlicher Witz:

Petrus und der liebe Gott spielen Golf. Der Ball, den der liebe Gott angeschlagen hat, bleibt kurz vor dem Loch liegen. Da kriecht aus dem Loch eine Schlange und verschluckt den Ball. Das sieht eine Katze, packt die Schlange und frisst sie. In diesem Augenblick stürzt ein Adler vom Himmel herab, greift die Katze und steigt wieder in die Höhe. Oben braut sich ein Gewitter zusammen, aus den Wolken zuckt ein Blitz und trifft den Adler. Und so fällt schließlich der Adler samt Katze, Schlange und Ball genau in das Golfloch. Da sagt Petrus zum lieben Gott:„Spielen wir nun Golf oder willst du blödeln?“

 

Dienstag, 24. Februar 2004

Zum Faschingsdienstag ein frommer Witz:

Ein Missionar wandert Gott ergeben durch die afrikanische Wüste. Da kommen zwei hungrige Löwen auf ihn zugesprungen, denen schon das Wasser im Maul zusammen läuft. Der Missionar schließt die Augen, faltet die Hände und betet: „Lieber Gott, mach’, dass diese Löwen christliche Gedanken bekommen.“ Als er die Augen wieder öffnet, knien beide Löwen vor ihm im Sand, haben die Pranken zusammengelegt und beten; „Komm’ Herr Jesus, sei unser Gast und segne, was du uns bescheret hast.“

 

Mittwoch, 25. Februar 2004

Zu den Festen im spanischen Valencia gehört eine merkwürdige Tradition, die ihren Ursprung in der alten Bruderschaft der Zimmerleute hat: Das ganze Jahr bauen Handwerker und Künstler riesige Holzskulpturen. In der Festwoche stellen sie diese Skulpturen auf dem Hauptplatz der Stadt auf zur Freude der Passanten. Doch am Tag des heiligen Josef werden alle Skulpturen bis auf eine in einem riesigen Feuer vor Tausenden von Zuschauern verbrannt. Wozu die ganze Arbeit, fragte ein englischer Tourist als er die Flammen zum Himmel aufsteigen sah. Auch du wirst eines Tages enden, antwortete ein Spanier. Glaubst du, dass ein Engel, wenn dieser Tag gekommen ist, Gott fragen wird, wozu die ganze Arbeit?

„Wozu Leben?“ von Paulo Coelho

 

Donnerstag, 26. Februar 2004

Ein Freund des Wanderers beschloss ein paar Tage in einem Kloster in Nepal zu verbringen. Eines Nachmittags trat er in einen der vielen Tempel des Klosters und sah einen lächelnden Mönch auf dem Altar sitzen.“ Warum lächelst du?“, fragte er. „Weil ich die Bedeutung der Banane begriffen habe, sagte der Mönch und öffnete einen Beutel, aus dem er eine verfaulte Banane zog. Dies ist ein Leben, das zu Ende gegangen ist bevor es genutzt wurde. Und nun ist es zu spät. Dann zog er eine noch grüne Banane aus seinem Beutel. Er zeigte sie dem Mann und steckte sie wieder ein. „Dies ist ein Leben, das noch nicht zu Ende ist und auf den richtigen Augeblick wartet. Schließlich zog er eine reife Banane aus dem Beutel, schälte sie, teilte sie mit dem Mann und sagte: „Dies ist der jetzige Augeblick, lebe ihn furchtlos.“

„Die faule Banane“ von Paulo Coelho.

 

Freitag, 27. Februar 2004

Ein Meister hatte Hunderte von Schülern. Alle beteten zur vorgegebenen Zeit bis auf einen, der ein Trinker war. Als der Meister im Sterben lag, rief er den Trinker zu sich und gab an ihn sein geheimstes Wissen weiter. Die Schüler waren entsetzt. Welch eine Schande, wir haben alles für einen Meister geopfert, der unfähig war unsere guten Eigenschaften zu erkennen, sagten sie. Der Meister sagte, ich musste diese Geheimnisse an einen Mann weitergegeben, den ich gut kenne. Diejenigen, die immer tugendhaft zu sein scheinen verbergen im Allgemeinen ihre Eitelkeit, ihren Stolz und ihre Intoleranz. Daher habe ich den einzigen Schüler gewählt, dessen Fehler ich sehen konnte, den Trinker.

„Der Trinker“ von Paulo Coelho

 

Samstag, 28. Februar 2004

Eine Legende aus der Wüste erzählt die Geschichte eines Mannes, der in eine andere Oase ziehen wollte. Er begann sein Kamel zu beladen. Er belud es mit Teppichen, seinen Küchengerätschaften, seinen Truhen und Kleidern und das Tier ließ es zu. Als sie aufbrachen fiel dem Mann eine schöne blaue Feder ein, die ihm sein Vater geschenkt hatte. Er holte sie und legte sie auf den Rücken des Kamels. Da brach das Tier zusammen und starb. Mein Kamel bricht unter einer Feder zusammen, mag er gedacht haben. Manchmal denken wir dasselbe von unserem Nächsten ohne zu begreifen, dass unser kleiner Scherz vielleicht der Tropfen gewesen ist, der das Fass des Leidens zum Überlaufen brachte.

„Die Blaue Feder“ von Paulo Coelho