WORTE vom 15.-21.02.2004

 

ausgewählt von Pfarrer Roland Spur, Stuttgart, Evangelische Kirche

 

 

Sonntag, 15. Februar 2004

Ungehörig

Der österreichische Kaiser Franz Joseph hatte ein Todesurteil zu unterschreiben. Als er gerade die Feder ansetzen will, lässt sich eine Fliege auf dem schicksalsschweren Dokument nieder. Der Adjutant verscheucht das Tier. Doch es kommt immer wieder. Vergeblich schlägt der Adjutant nach der Fliege, mehrfach, bis der Kaiser schließlich sagt: »Jetzt lassen’S doch das arme Viecherl!«
Dann unterschreibt er das Todesurteil.

Eine Anekdote

 

Montag, 16. Februar 2004

Was ist Aufklärung?

Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit.
Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen.
Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn Faulheit und Feigheit und der Mangel an Entschlusskraft die Ursachen sind. Es ist so bequem, unmündig zu sein.
Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!

Immanuel Kant: Was ist Aufklärung? Königsberg in Preußen, den 30. September 1784

 

Dienstag, 17. Februar 2004

Aufgepasst

»Was müssen wir als erstes tun«, fragt der Katechet im Religionsunterricht, »was müssen wir als erstes tun, damit uns unsere Sünden vergeben werden?«
Schwierige Frage, kleine Pause. Eine Hand geht hoch. »Friedrich, du weißt es?« »Ja, sündigen.«

ein Witz; Vergleiche das »Necesse est ut peccet, a quo ignoratur iustitia« vom Kirchenvater Augustinus: Es ist notwendig, dass derjenige sündigt, der die Gerechtigkeit noch nicht kennt.

 

Mittwoch, 18. Februar 2004

Ein Morgengebet

Mein Gott!
Lass diesen unschuldigen Morgen nicht wieder mit Streit beginnen! Nicht wieder mit bösen Worten, oder Hass, und einem dumpfen Gefühl.
Scheuch die schlechten Gefühle fort – so wie Morgennebel verschwinden.
Lass uns ohne Vorurteile durch den Tag kommen.
Und gib uns heute nicht nur was zu beißen, sondern auch was zu lachen!
Danke für jede neue Chance, die wir bekommen. Und gib uns die Kraft, sie zu nutzen. Immer wieder.
Amen.

Dorothee Oehmen, ein Morgengebet

 

Donnerstag, 19. Februar 2004

Umgekehrt

Ziemlich ausgelassenes Karnevalstreiben. Kommen ein paar sehr stark Angeheiterte aus der Kneipe. Vor der Tür sehen sie einen bärtigen Bußprediger. Er demonstriert mit einem Plakat. Ein stummer Prediger so zu sagen. Auf seinem Plakat steht: »Kehrt um!« »Warum nicht«, sagen die Trinker, »gute Idee, nehmen wir noch einen Absacker« – und verschwinden wieder in ihrer Kneipe.

Ein Witz

 

Freitag, 20. Februar 2004

Der Spatzenhirne Abgesang

Eines Tages wurde die Nachtigall krank. Sie sang nicht mehr. Da sagten die Spatzen: »Sie ist nicht krank, sondern faul!«
Das verletzte die Nachtigall. Und sie begann wieder zu singen. »Hatten wir nicht recht?« sagten die Spatzen.
Aber die Nachtigall vergeudete ihre letzten Kräfte und starb.
Da sagten die Spatzen: »Warum singt sie denn, wenn sie krank ist?«

Rudolf Kirsten, Hundertfünf Fabeln, Logos Verlag Zürich, 1960.

 

Samstag, 21. Februar 2004

Seelsorge ehrlich

Ein erfolgreicher Geizhals quält sich, es geht ihm richtig schlecht. Die Ärzte sagen zwar wenig, aber der Krankenhausseelsorger versteht ihre ernsten Blicke: der Mann liegt im Sterben.
Er nimmt sich Zeit, ihm zuzuhören. »Ach«, stöhnt der, »könnte ich doch mein Geld dorthin mitnehmen, wohin ich jetzt gehe.«
Der Pfarrer schüttelt den Kopf. »Ich fürchte, es wird schmelzen.«

Ein Witz