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WORTE
vom 01.-07. Februar 2004
ausgewählt von Pfarrerin Ilka Sobottke,
Mannheim, Evangelische Kirche
Sonntag, 1. Februar 2004
Aufrecht gehen sollen alle, die sich mit den Leiden des Menschen
solidarisch fühlen, ihnen die Solidarität aller.
Aufrecht gehen sollen alle, die sich und anderen nichts vormachen, nur
ohne Maske kann man Gott erkennen.
Aufrecht gehen sollen alle, die keine Waffen tragen, sie sind Gottes
Kinder.
Aufrecht gehen sollen alle, die verleumdet und verfolgt werden, weil sie
meine Verheißung ernst nehmen, auch ihnen höchste Würde.
Leute geht aufrecht, wenn sie euch schmähen und bespitzeln, weil ihr
jetzt hier seid. Sie haben schon die Propheten verfolgt und gefoltert.
Ihre Schmähungen sind Lügen ihre Folter Unrecht. Geht nicht mehr
geduckt, Gott will den aufrechten Gang. Freut euch die Feier des Lebens
ist gekommen.
Hans Rudolf Hilty
Montag, 2. Februar 2004
Als er sah wie viele es waren, erklomm er einen erhöhten Platz, damit
alle ihn verstehen könnten. Seine Jünger baten die Menge um Ruhe.
"Leute", rief er, "Gott will den aufrechten Gang!" Und
als das Volksgemurmel abgeklungen war:
Aufrecht gehen sollen alle, die betteln nach dem lebendigen Geist, nach
der heiligen Geistin, ihnen die höchste Würde.
Aufrecht gehen sollen alle, die von Angst niedergedrückt sind, sie seinen
aufgerichtet.
Aufrecht gehen sollen alle, die Gewalt ablehnen, ihnen gehört diese Erde.
Aufrecht gehen sollen alle, die hungern und dürsten nach den Rechten des
Menschen, ihnen ein Festmahl.
Hans Rudolf Hilty
Dienstag, 3. Februar 2004
Im Zirkus hab ich mal gesehen, da hat eine schöne Seiltänzerin den
dreifachen Salto zweimal verpatzt und als sie den dann zum dritten Mal
versucht hat, da haben wir in dem ganzen Zirkus rund herum
mucksmäuschenstill gesessen und alle mitgezittert.
Und sind dann mit Freudentränen aufgesprungen, als sie es dann geschafft
hat. Ja ich sag ja immer. Lachen und weinen, halten den Menschen am Leben.
Und halten ihn nicht nur am Leben, sondern bewegen ihn auch, nicht
aufzugeben, nicht bitter zu werden. Erfinderisch zu sein.
Andere verstehen zu lernen, einen Platz anzubieten. Vielleicht auch eine
Suppe und Brot, Wärme zu verschenken. Es könnte Christus selbst sein,
der um Aufnahme bittet. Und wer dies sich wirklich vorstellen kann, hat
alle Gewalt besiegt. Erlebt den Triumph des Glaubens und heilt den
Frieden:
Auf dass Gottes Erde Heimat wird für alle Welt.
Hanns Dieter Hüsch
Mittwoch, 4. Februar 2004
In guten Stunden kann ich fühlen, was wahr ist und ich verlange keine
Beweise.
In guten Stunden kann ich lieben, ohne dass der Traum zum Gespött wird.
In guten Stunden sprechen die Vögel und die Wurzeln des alten Baumes
singen.
Rainer Malkowski
Donnerstag, 5. Februar 2004
Aus dem Tagebuch der Vesperkirche in Mannheim. Ein Gebet:
Lieber Gott und mein lieber Jesus, danke für alles Gute in meinem Leben.
Und ich hoffe, dass es besser wird und ich clean werde, weil so geht es
nicht weiter.
Meine Eltern leiden durch meine Drogensucht und ich möchte ihnen das
ersparen, weil ich sie liebe, obwohl sie daran zweifeln.
Deswegen gehe ich in Therapie und hoffe dass ich ohne Drogen mein ganzes
verbliebenes Leben lebe.
Lieber Gott und Jesus, ich bitte Euch um Kraft, die Therapie durchzustehen
und clean zu werden.
Erhört mein Gebet und lasst mich beten, sonst bin ich verloren.
Amen
Freitag, 6. Februar 2004
Aus dem Gästebuch der Vesperkirche
Gott schenkt uns eine Welt, die wir zerstören.
Das Menschliche vergeht mit der Zeit, aber es gibt immer etwas Hoffnung,
die die Menschen mit den mutigen Herzen zu verteidigen suchen.
Wir wollen eine bessere Welt, aber dafür muss man seine Zeit opfern.
Man soll aufhören zu hoffen, sondern anfangen zu glauben.
Mit Gottes Hilfe und unserem Herzen sollen wir anfangen zu kämpfen.
Bernd und Eliza
Samstag, 7. Februar 2004
Aus dem Gästebuch der Vesperkirche
Ich war hier in der Kirche, um zu essen, habe aber noch ein Anliegen.
Es geht darum: Mein Mann hat Lungenkrebs mit 38 schon im Endstadium. Wir
haben eine Tochter von drei Jahren zusammen.
Wir sind froh, dass wir seinen Geburtstag zum Glück noch haben zusammen
feiern können.
Es ist schwer für mich und meine Tochter, das alles zu verkraften.
Wir haben alles probiert. Von Operation bis zur Bestrahlung und
Medikamenten und die Chemo, nichts. Was kann ich nur machen?
Mein Leben zerplatzt wie eine Seifenblase, die Nacht lässt mich nicht
mehr in Ruhe.
Meine Gedanken kreisen den ganzen Tag um das Gleiche: Lebt er noch? Und
den Schmerz in seinen Augen. Oh Herr nimm ihn zu dir, so dass er nicht
mehr leiden muss.
In Liebe
Ellen mit Sabrina
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