Rundfunkarbeit der Kirchen im SWR




 

 

WORTE vom 24.-30.8.2003

 

ausgewählt von Peter Kottlorz, Stuttgart, Katholische Kirche

 

 

Sonntag, 24. August 2003

Du Mensch brauchst keine Meere zu überqueren, keine Wolken zu durchdringen oder die Alpen zu überschreiten. Du brauchst keinen weiten Weg zu machen, sage ich. Geh deinem Gott entgegen bis zu dir selbst. 

Bernhard von Claixvaux

 

Montag, 25. August 2003

Es war einmal ein Wissenschaftler, der die Kunst sich selbst zu reproduzieren so perfekt beherrschte, dass es unmöglich war die Nachbildung vom Original zu unterscheiden. Eines Tages erfuhr er, dass der Engel des Todes ihn suche, also fertigte er ein dutzend Kopien von sich an. Der Engel war ratlos wie er herausfinden sollte, welches der 13 Exemplare, die er vor sich hatte, nun der Wissenschaftler war. Also ließ er es dabei bewenden und kehrte zurück in den Himmel. Aber nicht lange, denn als Fachmann für menschlich all zu Menschliches kam er auf einen Kunstgriff. Er sagte: „Sir, sie müssen ein Genie sein, weil sie so perfekte Nachbildungen ihrer selbst herstellen können. Ich habe jedoch einen schwachen Punkt in ihrer Arbeit entdeckt, nicht schwerwiegend, nur einen winzigen Fehler. Sofort sprang der Wissenschaftler vor und rief. “Unmöglich, wo sollte da ein Fehler sein?“ „Genau hier“, sagte der Engel, als er den Mann aus der Reihe der Nachbildungen herausholte und ihn fortführte. 

„Genie mit Schwachpunkten“ von Antony de Mello

 

Dienstag, 26. August 2003 

Eine Frau beschwerte sich bei einer Freundin, die sie besuchte, dass ihre Nachbarin keine gute Hausfrau sei. „Du solltest sehen wie schmutzig ihre Kinder sind, und ihr Haus, es ist beinahe eine Schande in ihrer Nachbarschaft zu wohnen. Sieh dir bloß einmal die Wäsche an, die sie draußen auf die Leine gehängt hat, man erkennt deutlich die schwarzen Streifen auf den Laken du den Handtüchern.“ Die Freundin ging zum Fenster und sagte: „Ich glaube, die Wäsche ist ganz sauber, meine Liebe, die Streifen sind auf deinen Fensterscheiben.“ 

„Die gestreiften Fensterscheiben“ von Antony de Mello

 

Mittwoch, 27. August 2003

Drei Dinge sind uns aus dem Paradies geblieben: Die Sterne der Nacht, die Blumen des Tages und die Augen der Kinder. 

Dante Aligheri

 

Donnerstag, 28. August 2003

In deinen Armen liegen und wissen nicht bleiben zu können. In deinen Augen versinken und wissen, wieder auftauchen zu müssen. In deiner Nähe ertrinken und doch wissen nicht daran zu sterben. Sich dir öffnen können und wissen nicht ausgeraubt zu werden – das mag wohl Liebe sein 

Verfasser unbekannt

 

Freitag, 29. August 2003

Ich liebte sie. Vielleicht ist diese Liebe in meinem Herzen noch nicht ganz erstickt. Doch will ich, dass es sie nicht mehr betrübe und sie durch nichts und niemals mehr bedrückt. Ich liebte sie so hoffnungslos verschwiegen, von ‚Schüchternheit und Eiferssucht verzehrt. Ich liebte sie so zart. Mag Gott es fügen, dass ein anderer sie jemals so verehrt.

 Alexander Puschkin

 

Samstag, 30. August 2003 

Wir müssen lieben, bis es weh tut Es genügt nicht zu sagen: Ich liebe. Die Liebe muss lebendige Tat werden. Wie? Dadurch, dass man gibt, bis es schmerzt. Vor einiger Zeit hatten wir in unserem Kinderheim keinen Zucker mehr. Ein vierjähriger Junge hörte davon, ging nach Hause und sagte seinen Eltern: „Ich will drei Tage lang keinen Zucker mehr essen. Ich gebe ihn der Mutter Teresa.“ Nach drei Tagen brachten die Eltern ihn zu uns. Er konnte kaum meinen Namen aussprechen, doch er hat mich gelehrt, wie man große Liebe hat. Es kommt nicht darauf an, wie viel man gibt, sondern dass man mit Liebe gibt. Der kleine Junge gab, bis es weh tat.

 „Die Sprache des Herzens“ von Mutter Teresa