WORTE vom 29.06.-05.07.2003

 

ausgewählt von Dr. Peter Kottlorz, Rottenburg, Katholische Kirche

 

 

Sonntag, 29. Juni 2003

Gott beschloss, der Erde einen Besuch abzustatten, also schickte er zuvor einen Engel hinunter um zu sehen, wie dort die Lage war. Der Engel kehrte zurück und berichtete: Die meisten haben dort nicht genug zu essen und sehr viele sind arbeitslos. Gott sagte, dann werde ich in Form von Nahrung für die Hungernden erscheinen und als Arbeit für die Arbeitslosen.

„Gott ohne Bart von Anthony de Mello

 

Montag, 30. Juni 2003

Der brasilianische Fußballweltmeister Carlos Dunga über Sieg und Niederlagen im Fußball und im richtigen Leben. 

Ganz allein kann keiner gewinnen. Jeder benötigt Hilfe. Aber entscheidend ist, dass du bereit bist, wenn die große Chance kommt, dass du zupackst, dich nicht auf andere verlässt. Heute weiß ich, Sport ist kein Spiel, sondern ein Stück Leben. Wenn du verlierst, hast du nicht für immer verloren, sondern musst dich aufrappeln und dich darauf vorbereiten eben beim nächsten Mal zu gewinnen. Und der Sieger hat nichts gewonnen, sondern kann schon morgen wieder ein Verlierer sein.

 

Dienstag, 1. Juli 2003

Heute vor einem Jahr war das Flugzeugunglück über dem Bodensee. Eines der Kinder, die dabei ums Leben kamen, machte vor dem Flug folgenden Eintrag in sein Tagebuch: 

Ich fiel von der Mondsichel, von deren schmalem Zipfel. Dann flog ich furchtbar lange und erreichte den Himmel.

 

Mittwoch, 2. Juli 2003

Der brasilianische Fußballweltmeister Carlos Dunga auf die Frage was er davon hält, dass so viele seiner brasilianischen Fußballkollegen bei fast jeder Gelegenheit Gott ins Spiel bringen.

Das ist deren Sache, aber mit Gott und Fußball ist es eine zweischneidige Angelegenheit. Denn Gott ist auch ungerecht. Der Stürmer schießt ein Tor, dankt Gott, aber was ist mit dem Torwart? Kriegt das Ding rein, hätte es vielleicht halten können? Hat ihn Gott etwa verlassen. Ich bin in diesen Dingen sehr zurückhaltend. Wir Christen sollten Gott nicht allzu sehr beanspruchen. 

 

Donnerstag, 3. Juli 2003

Der brasilianische Fußballweltmeister Carlos Dunga über das Leben eines Profifußballers nach seiner Kariere

Wenn du nur Fußballer bist und sonst nichts, bist du ohne Fußball ein Nichts. Ich habe mich immer als Teil einer Gesellschaft gesehen, die nur funktionieren kann, wenn sich jeder einfügt, seinen Platz sucht und elementare Dinge beachtet wie: Was passiert in meiner Umgebung, was denken meine Mitmenschen, wie fühlen sie, was mögen sie, was erwarten sie von mir? Jeder von uns sollte sich nicht so wichtig nehmen. Das ist der Schlüssel, der Türen öffnet.

 

Freitag, 4. Juli 2003 

Ein Besucher, der sich überlegte Schüler des Meisters zu werden, verlangte vom Meister sichere Antworten. Zum Beispiel auf die Frage, könnt Ihr mich lehren, was das Ziel eines Menschenlebens ist? Das kann ich nicht, sagte der Meister. Oder wenigstens einen Sinn? Das kann ich nicht. Könnt Ihr mir das Wesen des Todes erklären, und eines Lebens jenseits des Grabens. Das kann ich nicht. Der Besucher ging zornig davon, die Schüler waren betreten, dass ihr Meister eine so schlechte Figur gemacht hatte. Also sagte der Meister tröstend, was nützt es die Essenz des Lebens und seinen Sinn zu begreifen, wenn ihr es nie gekostet habt. Mir ist es lieber ihr esst euren Pudding als das ihr darüber spekuliert. 

„Puddingphilosophie“ von Antony de Mello 

 

Samstag, 5. Juli 2003 

Nachdem sich einer seiner Schüler eines ernsten Vergehens schuldig gemacht hatte, erwarteten alle, dass der Meister ihn exemplarisch bestrafen würde. Als ein voller Monat vorüber gegangen war, ohne dass er etwas getan hatte, machte man dem Meister Vorwürfe: „Sie können nicht übersehen, was passiert ist, schließlich hat uns Gott Augen gegeben.“ „Ja“, antwortete der Meister und Augenlider.  

„Der Segen der Augenlider“ von Antony de Mello