WORTE vom 22.-28. Juni 2003

 

ausgewählt von Pfarrerin Ilka Sobottke, Mannheim, Evangelische Kirche

 

 

Sonntag, 22. Juni 2003

Meerblicke

Da glitzert und kreiselt
Das brausende Leben
Im stetigen Rhythmus
Branden die Wellen
Da fährt mir der Wind
Wie ein Freund durch die Haare
Und webt seine Muster
In wirbelnden Sand ein
Da steigen die Drachen
Bunt frech in den Himmel
Und kreisen die lichtweißen Möwen
Da lobe ich dich
Da ahne ich Dich
In allem und allüberall
Und immer noch mehr
Willst du für uns sein Gott
Da suche ich Dich
Da spüre ich Dich
Im Meer und den Wolken
Darüber darunter dahinter
Verbirgst du und zeigst Du dich

Carola Moosbach

 

Montag, 23. Juni 2003

Fernblicke

Wenn Gott die Verlorenen findet
Ins versprochene Land zieht
Mit all ihren Liebsten
Dann wird da ein Lachen sein und ein Tanz
Wie die Träumenden werden wir sein
Wie ein Morgenlied
Dann werden die Hungernden satt
Die versklavt sind kämpfen sich Freitag und in Freude getaucht sind die Weinenden
Wenn Gott anbricht in vollem Glanz
Ihre Schönheit und Liebe das All überflutet
dann wird da ein Staunen sein und ein Schwung
wie ein Jubelsturm wird es sein
wie ein Sprung ins Freudenmeer
dann werden die trauernden Flügel bekommen
und aufrichten sich die Gekrümmten
nicht eine Träne wird ohne Antwort sein
nicht eine Klage verhallt ins Leere

Carola Moosbach

 

Dienstag, 24. Juni 2003

Komm tanz mit mir

Tanze mein Herz mit Freude
Sing meine Seele der Einen
Der Höchsten und Tiefsten und Schönsten
Preis ihre heiligen Namen
Tanze mein Herz und springe
Lobe Gott meine Seele
Preise die eine die alles umfasst und in Glanz taucht
die Erde
die alles zerbrochene heilen will
...
Wie ein Kind im Bauch seiner Mutter geborgen ist
So trägst du uns sicher Gott im Schoß Deiner Liebe
Du weißt um unsere Grenzen und kennst unsere Schwäche
Unsere Verletzlichkeit siehst du an mit freundlichen Augen
Jedes einzelne Leben ist für dich kostbar
Auch wenn es vor dir nicht mehr als ein Hauch ist
Ein Wimpernschlag im Angesicht deiner Ewigkeit
Durch alle Zeiten hindurch und bis in den dunkelsten Winkel
Schenkst du deine Nähe Gott allen die dich suchen
Du segnest alle die Platz für dich lassen in ihrem Leben
Die sich nicht taub stellen wenn du uns brauchst
Gott dehnt sich in alle Richtungen
Knüpft sie ihr zartes Gewebe
Gott braucht uns für ihre Zukunft
Gott sehnst sich nach unserer Liebe
Nach unserer Freude nach unserem Tanz
Alle die nach dem Grund des Lebens suchen
Segnet Gott
Alle die nach ihrer Gerechtigkeit rufen
Segnet Gott
Preise mein Herz die Kraft die über uns hinauswächst
Sing meine Seele vom Geheimnis des Lebens

Carola Moosbach

 

Mittwoch, 25. Juni 2003

Ich bin so froh dass du bei uns bist Gott
Dass es dich gibt am Anfang und am Ende
Dass ich dich spüre mittendrin und immer wieder
Ganz anders war  ein Leben in der Welt ohne dich
Ich kann das nicht so gut zugeben Gott
Es klingt viel zu fromm und so bin ich doch gar nicht
Kein mildes Gesäusel und die andere Wange
Es ist einfach so dass ich dich liebe
Schicht um Schicht füllst du meine Seele auf Gott
Immer mutiger werde ich und freier
Und wütend wenn sie dich zum Angstgespenst machen
Und uns zu sich krümmenden Würmern
Bei dir kann ich eine Frau mit Würde sein Gott
Keine Puppe an deren Fäden du ziehst
Kein Schaf und auch keine Untertanin
Dein Geschöpf bin ich Gott vom Anfang bis zum Ende

Carola Moosbach

 

Donnerstag, 26. Juni 2003

Überlebenssegen

Solche wie uns meint Gott ganz besonders
Für uns wird sie stärker sein selbst als der Tod
Berührt sanft die Lippen von Angst versiegelt
Bricht auf das Schweigegefängnis
Möge Gott deine tränen sammeln
Wie Kostbarkeiten für immer bewahrt
Durchtränken sie die verwüstete Seele
Als Dünger des neuen Lebens
Mögest du die Menschen finden die hören
Die glauben was doch kaum zu glauben ist
Nicht kalt lächelnd
Zum Vergessen raten
Aus Angst und Schutz für sich selbst
Solche wie wir sind eingeladen
Zu Gottes ewigem Siegesfest
Auf uns wird gegründet die neue Erde
Vom Tode zum Leben zur Gerechtigkeit
Vom Leiden zum Heilen zur Freude

Carola Moosbach

 

Freitag, 27. Juni 2003

Offener Brief

Ich wusste nicht dass du so teuer bist Gott
So wirksam und doch so geheimnisvoll
Dass du freimachst und bindest und alles durcheinander bringst
Damit hatte ich nicht gerechnet
Deine Geschenke sind ganz anders als ich dachte Gott
Viel schöner und viel schwerer
Immer tiefer hinein in das Leben ziehst du mich
Dabei war ich doch schon auf dem Absprung
Ich weiß nicht ob ich lachen oder weinen soll Gott
Und manchmal verstecke ich mich einfach vor dir
Aber ganz ohne dich will ich auch nicht mehr sein
Du wundersam geduldige Herausforderung
Alle Worte sind immer zu klein für dich Gott
Dabei würde ich so gerne ein Kleid machen das passt
Für dich damit ich dir auch etwas schenken kann
Für mich weil ich so gerne schreibe an dich
Nimmst du es an Gott auch wenn es nicht passt?

Carola Moosbach

 

Samstag, 28. Juni 2003

Wunschzettel

Ach wärest du doch eine Zauberkönigin
Und zaubertest mich heil Gott einfach so
Keine Wunde in der Seele keine Angst mehr vor Nähe
Lust auf Leben und Liebe
Und warum bist du nicht der allmächtige Retter
Für den sie dich ausgeben Gott
Keine Kinder die verhungern keine Folter und Vertreibung
Die Nachrichten sehen ein Vergnügen
Ach hättest du doch deine eigenen Hände
Und Füße und Augen und Münder Gott
Auf uns solltest du dich besser nicht verlassen
Wer möchte schon gerne selbst zuständig sein?
Bitte lass dich niemals von uns einsperren Gott
Ins Reservat für aussterbende Arten
In Sonntagspredigt und Friedhofsgemurmel
Verzauber’ du uns Gott du Schöne

Carola Moosbach