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WORTE
vom 04.-10.08.2002
ausgewählt von Pfarrer Roland
Spur, Esslingen, Evangelische Kirche
Sonntag, 4. August 2002
Eigenes Glaubensbekenntnis
Ich glaube, dass Gott ein Liebhaber des Lebens ist. Unsere
Lebensaufgabe ist es, uns zu dem zu entwickeln, zu dem er uns bestimmt
hat.
Ich glaube, dass Gott keinen Gefallen hat an Angst, an Unterdrückung
oder Strafen hat. Er möchte aufrechte Menschen, die sich gegenseitig
darin bestärken und einander auf dem oft mühsamen Weg helfen!
Ich glaube fest, dass er derjenige ist, der uns dabei begleiten möchte.
Andrea Abele, Mutter von drei Kindern und Studentin.
Montag, 5. August 2002
Bekenntnis zu Gottes Liebe
Das was mir an Dir gefällt, ist einfach nicht von dieser Welt.
Sie ist nicht von dieser Welt, die Liebe, die mich am Leben hält.
Ohne dich wär’s schlecht um mich bestellt.
Denn sie ist nicht von dieser Welt.
Xavier Naidoo, im Lied »Nicht von dieser Welt«, über Gott
Dienstag, 6. August 2002
selber beten wollen
Herr – nein, das klingt mir zu herrschaftlich.
Lieber Gott – nein, aus dem Alter bin ich heraus.
Vater – nein, das klingt mir zu patriarchalisch.
Allmächtiger – nein, so pathetisch muss man auch nicht sein.
Gott – nein, dieses Wort sagt mir einfach nicht.
Wenn mir keine guten Worte einfallen, dann will ich eben gute Werke
verrichten. Denn in dieser Sprache der Praxis gelingen uns die
fruchtbarsten Gebete.
Ein Morgengebet von Schüler aus dem Gymnasium Eisenstadt
Mittwoch, 7. August 2002
Lebenswünsche
Nach fünf Semestern wechselte ich von klassischer Philologie zu
Theologie über, und erzählte dies einer Bekannten meiner Eltern. Sie
darauf: »Ach, ich wusste gar nicht, dass Sie so religiös sind!«
Dieser Satz war ein echter Schock für mich: Selbst in der Erinnerung
war er mir noch jahrelang peinlich!
Ich war nicht »religiös«, ich hatte kein Gebetsleben, keine besondere
Beziehung zu irgend etwas Übernatürlichem, schon gar keine Beziehung
zur Kirche. Ich wollte »die Wahrheit« wissen.
Ich hatte die Vorstellung, dass ich mein Leben nicht nur in Arbeit und
Konsum zubringen könne. Mein Leben sollte eine Richtung haben.
Wenn ich versuche, Worte für diese unbestimmten Wünsche zu finden, so
fallen mir ein:
- Ganz sein – nicht zerstückelt leben
- Heil sein – nicht zerstört
- Heil machen – nicht kaputt machen
- Hungern nach der Gerechtigkeit – nicht satt sein in der
Ungerechtigkeit
- Authentisch leben – nicht bewusstlos-apathisch
- In den Himmel kommen – nicht in der Hölle bleiben
Dorothee Sölle, die Hinreise, Stuttgart 1975, Seite 26.
Donnerstag, 8. August 2002
Mitbeten eins
Wenn ich von meinem Vertrauen sprechen will, dann sage ich: Vater
unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name.
Wenn ich erlebe, wie friedlos die Menschen sind, dann hoffe ich:
Dein Reich komme.
Wenn ich manchmal mit dem Kopf durch die Wand will, dann spreche
ich: Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Wenn ich merke, dass das, was ich zum Leben habe, nicht
selbstverständlich ist, dann bitte ich: Unser tägliches Brot gib
uns heute.
Johannes Thiele
Freitag, 9. August 2002
Mitbeten zwei
Wenn ich andere spüren lasse: das geht mich nichts an, dann bete
ich: Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern
Schuldigern.
Wenn ich es mir zu leicht machen will und nur noch mich selbst
sehe, dann denke ich: Und führe uns nicht in Versuchung, sondern
erlöse uns von dem Bösen.
Wenn ich manchmal richtig froh bin und fest hoffe, dass alles
gut wird, dann glaube ich: Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Johannes Thiele
Samstag, 10. August 2002
Ins Gebet nehmen
Niemand
unter den Sterblichen ist so groß, dass er nicht in ein Gebet
eingeschlossen werden könnte.
Bertolt Brecht
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