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WORTE
vom 02.-08. Juni 2002
ausgewählt von Altfried
G. Rempe, Katholische Kirche
Sonntag, 2. Juni 2002
Segen
Möge die Straße uns zusammenführen und der Wind in deinem Rücken
sein; sanft falle Regen auf Deine Felder, und warm auf dein Gesicht der
Sonnenschein. Führe die Straße, die du gehst, immer nur zu deinem Ziel
bergab; hab‘, wenn es kühl wird, warme Gedanken und den vollen Mond
in dunkler Nacht.
Bis wir uns mal wiedersehen, hoffe ich, dass Gott dich nicht verlässt;
er halte dich in seinen Händen, doch drücke seine Faust dich nicht zu
fest.
Hab‘ unterm Kopf ein weiches Kissen, habe Kleidung und das tägliche
Brot; sei über vierzig Jahre im Himmel, bevor der Teufel merkt: du bist
schon tot.
Ein irischer Segen; (Fundort: ... unterwegs in ein neues Jahrtausend
Hamburg / Katholikentag 2000)
Montag, 3. Juni 2002
Alles von Gott
Gott trägt unsere Last. Er trägt uns durchs Leben. Er trägt uns,
wie wir sind und mit dem, was wir haben – mit seinen Reichtümern und
mit unserer Armut...
Was mich betrifft, so möchte ich keine besondere Eingebung für mich in
Anspruch nehmen. Ich halte (einfach) an dem verlässlichen Satz fest:
Alles kommt von Gott.
Papst Johannes der Dreiundzwanzigste - gestorben am 3. Juni 1963
(Zitiert nach Peter Hebblethwaite, Johannes XXIII – das Leben des
Angelo Roncalli, Benziger Zürich 1986)
Dienstag, 4. Juni 2002
Im Vorübergehen
Das Haus bewohnen wir bis auf weiteres. Es gehört uns nicht. Dennoch
freuen wir uns, gehen ein und aus, haben es eingerichtet, sagen "Zu
Hause". Im Garten gehört uns keine Handvoll Erde. Aber wir säen
Rasen, pflanzen Sträucher und Bäume, sonnen uns auf der Terrasse oder
feiern mit Freunden bis in die Nacht. Wir wissen nicht, wie lange und
unter welchen Umständen wir leben werden. Dennoch planen und sorgen
wir, dennoch ziehen wir Kinder auf, rechnen mit morgen und übermorgen,
hoffen auf Jahre. Aus Vertrauen.
Detlev Block, Anhaltspunkte; Delp-Verlag, München 1978 (zit nach
"Wege entdecken. Biblische Texte, Gebete und Betrachtungen"
Neukirchen/Stuttgart 51998)
Mittwoch, 5. Juni 2002
Das Leben: Eine Sanduhr
Das Leben ist wie eine Sanduhr. Die Momente zerrinnen, als wären sie
feine Körner. Bleibt die Frage, wer die Uhr immer wieder umdreht und
wer sie eines Tages anhalten wird.
Hermann Schulze-Berndt (Katholikentag Hamburg 2000 Fundort:
...unterwegs in ein neues Jahrtausend, Hamburg 2000, S. 91)
Donnerstag, 6. Juni 2002
Mönche
Wir beschließen ins Kloster Ronbuk hinunterzuwandern, nur zwei
Meilen... tiefer gelegen. (Wir) wollten sehen, wie die Mönche dort auf
sechstausend Meter (am Fuß des Everest) leben, in der höchsten religiösen
Einrichtung der Welt. Die Wanderung zum Kloster war viel länger ... ,
aber es hat sich gelohnt.
Sobald ich mich in dem Kloster befand, wusste ich, warum diese Mönche
so fromm bleiben können. Im großen offenen Hof konnte ich sie singen hören.
Ich blickte auf einfache gestrichene Wände und hinauf zum sauberen,
tiefen Himmel, hörte den heftigen Wind aus den Bergen und mir wurde
klar, dass das alles war, was es hier gibt. Keine Vegetation, über
hundert Meilen nicht mal ein Geschäft... Nichts, das zwischen dir und
dem steht, was die Buddhisten Erleuchtung nennen.
Als das Singen endete, kamen die Mönche zum Hof, um uns anzuschauen.
Ihre einfachen Kleider und ihre klaren Augen sagten mir, wie zufrieden
sie mit ihrem Leben sind. Dann begannen sie miteinander zu reden, auf
uns zu zeigen und zu kichern – froh darüber, Besuch zu haben.
Mark Pfetzer: Dr Everest – zum Greifen nah (Arena, Würzburg 1999,
S. 144/45)
Freitag, 7. Juni 2002
Springerstiefel
Du bist wirklich saudumm
Darum geht‘s dir gut
Hass ist deine Attitüde
Ständig kocht dein Blut
Alles muss man dir erklären
Weil du wirklich gar nichts weißt
Höchstwahrscheinlich nicht einmal
Was Attitüde heißt
Warum hast du Angst vorm
Streicheln
Was soll all der Terz
Unterm Lorbeerkranz mit Eicheln
Weiß ich, schlägt ein Herz
Und Romantik ist für dich
Nicht nur graue Theorie
Zwischen Störkraft und den Onkelz
Steh ‘ne Kuschelrock LP
Weil du Probleme hast die keinen interessieren
Weil du Angst vorm Schmusen hast
bist du ein Faschist
Du musst deinen Selbsthass nicht auf andere projizieren
Damit keiner merkt was für ein lieber Kerl du bist
Deine Gewalt ist nur ein stummer Schrei nach Liebe
Deine Springerstiefel sehnen sich nach Zärtlichkeit
Du hast nie gelernt dich zu artikulieren
Und deine Freundin die hat niemals für dich Zeit
oh oh oh
eigentlich doch ein zärtliches Lied - von der band: die ärzte
Samstag, 8. Juni 2002
Mönche 2
Ein junger Mönch, nicht viel älter als ich, sah mich an und flüsterte
ins Ohr eines alten Mannes... neben ihm ... Er zeigte auf mich, nickte
und lächelte. Ich nickte zurück, wollte mit ihm sprechen, ihn fragen,
wie es so ist, hier eingesperrt sein Leben zu verbringen..., jeder Tag
dasselbe Essen, tagein tagaus am Beten, so nah am Everest und doch nie
eine Chance in die Nähe des Gipfels zu kommen. Oder irgendwo anders
hin.
Dann fragte ich mich, wer es besser hat: ein Typ wie ich mit seinen
tollen Trekkingklamotten, über Tausende von Kilometern gereist, im
Begriff den Everest zu versuchen, oder dieser junge Bursche, vermutlich
bereit am Fuß des Everest den Rest seines Lebens mit Gebeten zu
verbringen.
Wir sind beide jung, kräftig und entschlossen zu tun, was wir tun.
Vielleicht kann ich durchs Bergsteigen ebenso viel lernen wie er durch
Beten. Vielleicht ist er beim Beten genau so glücklich wie ich in den
Bergen. [(Auch ich) denke (daran), Gott auf meinen Pilgerreisen in die
Berge näher zu kommen...]Vielleicht haben wir es beide gut erwischt.
...
Mark Pfetzer: Der Everest – zum Greifen nah (Arena, Würzburg 1999,
S. 145)
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