WORTE vom 17.-23.02.2002

 

ausgewählt von Ilka Sobottke, Evangelische Kirche

 

 

 

Sonntag, 17. Februar 2002

Ein König war krank und sagte, die Hälfte des Reiches gebe ich dem, der mich gesund macht. Da versammelten sich alle Weisen und überlegten wie man den König gesund machen könne. Doch keiner wusste es. Nur einer sagte, man muss einen glücklichen Menschen finden, dem das Hemd ausziehen, und es dem König anziehen, dann wird er gesund. Und der König schickte überall hin, dass man einen glücklichen Menschen suchte. Aber die Beauftragten... konnten keinen ... finden. Nicht einen gab es, der zufrieden war. Wer reich war, war krank. Wer gesund war, war arm. Wer gesund und reich war, hatte ein böses Weib. Und bei dem und jenem stimmte es mit den Kindern nicht. Über irgendetwas beklagten sich alle. Aber einmal ging der Sohn des Königs spätabends an einer armseligen Hütte vorbei und hörte jemanden sagen, Gottlob, zu tun gab es heute wieder genug. Satt bin ich auch und lege mich nun schlafen. Was braucht es mehr. Der Königssohn freute sich und wollte ihm das Hemd ausziehen und es dem König bringen, aber der Glückliche war so arm, dass er nicht einmal ein Hemd besaß.

L.Tolstoi

 

 

Montag, 18. Februar 2002

Errette mich, Gott, von den Menschen, die mir Unglück bringen, die Gewalt verbreiten in Schrift und Ton, in Wort und Tat, die Böses planen in ihrem Herzen und Gift züngeln in mein Leben.
Sie haben scharfe Zungen. Zwiegespalten wie die Schlangen. Ihre Hände vernichten, ihre Füße zertreten und zurück bleiben Wunden und Zerstörung.
Die Fallen, die mir diese Menschen stellen werden ihnen selbst zum Fall. Ein böses ‚Maul‘ wird kein Glück haben und eine schwarze Seele kann die Welt nicht erhellen. Höre mich Gott und nimm das Glück nicht von mir. Begleite mich mit deiner Nähe und zieh deine Hand nicht von mir.

H.D.Hüsch

 

 

Dienstag, 19. Februar 2002

Gebete um Glück aus der Vesperkirche in Mannheim

Lieber Gott, ich danke dir für Speis und Trank, was sehr gut war und hoffe für meine Familie und meinen Freund, dass sie gesund bleiben und mein Freund hoffentlich bald entlassen wird. Auch bete ich für meine Mutter und meinen Sohn, dass sie bald wieder gesund werden. Ich hoffe du erhörst mein Gebet. Amen
P.S. Auch möchte ich mich für die freiwilligen Helfer dieser Kirche bedanken. Ein anderes: Manchmal komme ich ins Zweifeln. So wie viele. So wie viele es auch in den Psalmen ausdrücken. Warum schaut Gott zu, wie es mir so schlecht geht. Im Moment denke ich hauptsächlich an meine schlimme Situation, weil ich für andere im Moment den Kopf nicht frei habe. Ich fühle hier in der Kirche ein Stück Geborgenheit. Egal, ob ich altkatholisch bin. Danke

 

 

Mittwoch, 20. Februar 2002

Einmal in einer Nacht voll Blütenduft und Sterngeflimmer ging der kleine Nachtwächter mit seiner Laterne am Rande der Wiesen entlang und zweiundzwanzig bunte Nachtfalter flogen mit ihm. Da sah er plötzlich genau vor seinem rechten Fuß ein vierblättriges Kleeblatt.
‚Oh‘, sagte der kleine Nachtwächter erfreut und er bückte sich und pflückte es ab. Weil ein vierblättriges Kleeblatt Glück bringt, beschloss er die Leute zu wecken. Steht auf, ich habe ein vierblättriges Kleeblatt gefunden. Da kamen die Leute zu ihm heraus. Die Blumenfrau, der Dichter, der Drehorgelmann und das Luftballonmädchen und der Bauer. Sie setzten sich vor ihre Häuser und hielten Ausschau nach dem Glück. Ob es von links kommen würde, von rechts oder gar von oben? Sie ließen die Blicke wandern und lauschten in die Nacht... Wann kommt denn endlich das Glück, fragte plötzlich das Blumenmädchen. Pst, antwortete der kleine Nachtwächter. Es ist längst da. Die ganze Nacht ist angefüllt mit Glück.

Gina Ruck-Pauquet

 

 

Donnerstag, 21. Februar 2002

Lieber Gott,

ich danke dir, dass ich heute hier mit essen durfte, obwohl ich im eigentlichen Sinne nicht bedürftig bin. Bis jetzt. Ich habe ein Dach über dem Kopf und immer genug zu essen. Trotzdem, auch das kann sich schnell ändern. Man weiß nie, was noch auf einen zukommt. Lass alle Menschen an deiner Gnade teilhaben. Danke
R.Z.
Und ein letztes

Lieber Gott, mache dieses Mal wahr, was ich vorhabe. In Therapie. Bitte Gott.
M.D.P.

 

 

Freitag, 22. Februar 2002

Ich bin nicht glücklich, aber auch nicht unglücklich. Ich bin zufrieden und das ist viel. Ich bin ausgeglichen. Ich bin einigermaßen beliebt. Ich habe wieder einen Freund. Ich kann mich zusammennehmen. Es fällt mir nicht schwer. Ich habe Pläne. Ich arbeite gerne. Ich schlafe gut. Ich habe keine Alpträume. Im Februar kaufe ich mir ein neues Auto. Ich sehe jünger aus als ich bin. Ich habe einen Friseur zu dem ich unangemeldet kommen kann, einen Fleischer der mich bevorzugt bedient, eine Schneiderin die einen Nerv für meinen Stil hat. Ich bin mit meiner Wohnung zufrieden. Meine Haut ist in Ordnung. Was mir Spaß macht kann ich mir leisten. Ich bin gesund. Alles was ich erreichen konnte, habe ich erreicht. Ich wüsste nicht was mir fehlt. Ich habe es geschafft. Mir geht es gut.

Christof Hein, Drachenblut

 

 

Samstag, 23. Februar 2002

Mein Glück

Ursprünglich war die Perle in mir ein Unglück, ein Fremdling in meinem Wesen. Als ich mich öffnete in einem unbedachten Augenblick, nichts ahnend, nichts fürchtend, in diesem Augenblick machte es plötzlich klick. Aus dem Unglück wird mit einem Mal das Glück und macht mich wertvoll für den, der mich findet.

H.D.Hüsch