Sonntag, 10. Februar 2002
In den Himmel
Und schließlich am grauen Ende erlöse auch die Theologen, dass sie
nicht alle Kerzen aufessen und nicht im Dunkeln sitzen, dass sie im
Rosengarten keine Jagden veranstalten, das Evangelium nicht in Pflästerchen
zerschneiden, den heiligen Worten nicht an den Nerven reißen und sich
nicht darüber verwundern, dass in den Himmel führt das hilflose
Gestammel des Glaubens.
Alfred Loepfe "In den Himmel"
Montag, 11. Februar 2002
Papst Johannes Paul I. "Lachen"
Einst starb ganz unverhofft ein Ire. Plötzlich stand er vor dem göttlichen
Richter. Er hatte nicht wenig Angst, denn seine Lebensbilanz sah recht
mager aus...
Als er an die Reihe kam, blickte er auf Christus hin, der in seinem Buch
nachschlug, und er zitterte vor Angst. Aber Christus blickte auf und
sagte: "Da steht nicht viel geschrieben. Aber etwas hast auch du
getan: Ich war traurig, ich war enttäuscht, ich war niedergeschlagen,
und du bist gekommen und hast mir Witze erzählt. Du hast mich zum
Lachen gebracht und mir Mut gegeben. Ab, in den Himmel!
Papst Johannes Paul I. "Lachen"
Dienstag, 12. Februar 2002
Papst Johannes Paul I. "Christus war Gott"
Zur Zeit der Französischen Revolution gründete ein Philosoph eine
neue Religion. Da er wenig Erfolg hatte, fragte er seinen Kollegen
Barras um Rat. Dieser meinte: Es gibt einen sicheren Weg zum Erfolg. Du
lässt dich an einem Freitag kreuzigen und am folgenden Sonntag lässt
du dich von den Toten auferwecken.
Der Philosoph war mit der Antwort höchst unzufrieden. Der erste Teil
des Ratschlags schien ihm zu beschwerlich, der zweite unmöglich.
Zum Glück war Christus nicht nur Philosoph, sondern Gott
Papst Johannes Paul I.
Mittwoch, 13. Februar 2002
Warum Frodo Gollum nicht tötete
Viele, die leben, verdienen den Tod. Und manche, die sterben,
verdienen das Leben. Kannst Du es ihnen geben?
Dann sei auch nicht so rasch mit einem Todesurteil bei der Hand, weil du
um deine eigene Sicherheit fürchtest. Denn selbst die Weisen können
nicht alle Absichten erkennen.
Frodos Gedanken, warum er Gollum nicht tötete
Donnerstag, 14. Februar 2002
Militärbischof Walter Mixa "zum Einsatz in Afghanistan"
Ein wirklicher Friede, gerade zwischen Staaten und Völkern
unterschiedlicher Kulturen, Religionen, Welt- und Lebensauffassungen
kann erfolgreich nur auf dem Weg eines offenen, vom wechselseitigen
Respekt getragenen geduldig geführten Dialoges gewonnen werden. Mit dem
Ziel einer allseits als gerecht anerkannten politischen und
wirtschaftlichen Ordnung. Die Wurzeln terroristischer Gewalt liegen ja
letztlich in einer langandauernden, schwerwiegenden Verletzung dieser
Gerechtigkeit.
Militärbischof Walter Mixa zum Einsatz in Afghanistan.
Freitag, 15. Februar 2002
Franz Kamphaus "Frieden schaffen"
Man kann Aggressionen mit Waffen im Zaun halten, aber damit leistet
man keinen Beitrag, sie abzubauen. Im Gegenteil: wir landen in einer
neuen Spirale der Gewalt, statt dass wir aus der Geschichte lernen. Wir
müssen heute sagen: Wer den Frieden will, muss auch für den Frieden
bereit sein. Er ergibt sich nicht von selbst, schon gar nicht, wenn
ganze Völker schweres Unrecht erdulden müssen und viele Menschen - wie
in den islamischen Ländern - sich tief in ihrer Würde verletzt fühlen.
Es kann nicht darum gehen, die Menschen und Völker in die Knie zu
zwingen, wir müssen ihnen helfen, dass sie auf die Beine kommen.
Franz Kamphaus, Bischof von Limburg
Samstag, 16. Februar 2002
Papst Johannes Paul I. "Wahrheit"
Christus wolle seine Wahrheiten nicht mit Macht durchsetzen. Er hat
nicht verhindert, dass andere ihre Meinung verbreiteten. Er hat einfach
Zeugnis abgelegt für die Wahrheit und versichert: Wer aus der Wahrheit
ist, hört meine Stimme. Er, der selbst die Wahrheit war, wurde
ungerechter weise zum Tod verurteilt. Wenn man sein Verhalten
beobachtet, könnte man sagen: Er hielt sich an die Regel, keinen Druck
auf Zuhörer auszuüben, nicht einmal um ihnen etwas Gutes zu tun.
Papst Johannes Paul I.